Essen. Jacob will Bella, Bella will Edward und Edward will sterben, kein leichtes Unterfangen für einen untoten Wiedergänger. In der "Twilight"-Fortsetzung "New Moon - Biss zur Mittagsstunden" von Regisseurin Chris Weitz muss sich Bella zwischen Vampir Edward und Werwolf Jacob entscheiden.
Vampire sind böse und beißen. Und wenn sie Sonnenlicht abkriegen, dann verbrennen sie. So war das früher. Heute sind sie so zurückhaltend wie ein Vegetarier beim Einkauf in der Metzgerei. Und wenn sie in der Sonne stehen, dann glitzern sie. Stephenie Meyer sei Dank. Am Donnerstag kommt „New Moon”, die Verfilmung des zweiten Teils ihrer „Twilight”-Saga, in die deutschen Kinos.
Auch wenn „Twilight“-Regisseurin Catherine Hardwicke in der Fortsetzung von Chris Weitz ersetzt wird, hat sich nicht viel verändert. Vor allem, weil Weitz sich – soweit das möglich ist – immer eng an der literarischen Vorlage bewegt. Für die Fans von Edward-Darsteller Robert Pattinson bedeutet das allerdings, dass sie ihren Schwarm über weite Strecken des Films nicht sehen. Wie im Buch hat sich Edward nämlich von seiner großen Liebe Bella (Kristen Stewart) getrennt, weil er glaubt, dass ein Leben unter seinesgleichen für sie zu gefährlich ist. Nur bei Gefahr in Verzug erscheint er ihr fortan als Vision, um sie zu beschützen.
Edward will sterben - schwierig für jemanden, der schon tot ist
Das schafft im Film wie beim Merchandising Raum für Jacob (Taylor Lautner), offiziell Indianer und Sandkastenspielkamerad von Bella, eigentlich aber Werwolf. Womit erklärt wird, dass er trotz des ständig schlechten Wetters bei jeder Gelegenheit nur in Shorts herumläuft. Dabei präsentiert er einen Oberkörper, der männliche Besucher des Films dazu bringen dürfte, sich auf der Stelle nach einem Abo für den nächstgelegenen Fitnessclub zu erkundigen.
Jacob will Bella, Bella will Edward und Edward will sterben, weil er glaubt, dass er Bella für immer verloren hat. Weil sterben aber sehr schwierig ist, wenn man eigentlich schon tot ist, legt er sich mit dem mächtigen Volturi-Vampiren an, die gleichzeitig Könige wie Henker der Zunft sind. Das wiederum führt zu einer waghalsigen Rettungsaktion seiner jungen Freundin.
"New Moon" verhält sich zu "Dracula" wie die Schwarzwaldklinik zu Emergency Room
„New Moon“ ist ein Film mit Vampiren. Ein Vampirfilm ist er nicht. Mit „Dracula” oder „Blade” hat er so viel gemeinsam wie die „Schwarzwaldklinik” mit dem „Emergency Room”. „New Moon“ ist eher wie Romeo und Julia in der Twilight Zone, mit Werwölfen und Vampiren an Stelle der Montagues und Capulets. Ein düsterer Film, kein unheimlicher. Und fast völlig humorlos. Es wird viel geredet und bedeutungsvoll geguckt. Action-Szenen lassen sich dagegen an den Fingern einer Hand abzählen. Wenn es allerdings einmal zur Sache geht, können die Spezial-Effekte überzeugen. Nur die Werwölfe sehen ein wenig aus wie aus Grimms Märchen entliehen.
Fans der Twilight-Reihe werden „New Moon“ lieben. Vor allem, weil der Film – anders als der erste Teil – keine Figuren mehr einführen und nichts mehr erklären muss. So hat Regisseur Weitz mehr Zeit, seinen Figuren etwas Tiefe und Profil zu verleihen, schafft es aber trotz einer Länge von knapp 130 Minuten nicht immer, die großen Gefühle und Tugenden auf die Leinwand zu bringen, die Meyer in ihren Büchern beschwört.
Wer bei Vampiren immer noch an transsylvanische Wälder, dunkle Gruften und aufgeschlitzte Halsschlagadern denkt, wähnt sich bei „New Moon“ schnell im falschen Film. Und ist es auch.