Berlin..
Der Film „Das weiße Band“ räumte beim Deutschen Filmpreis eindeutig ab: Gleich zehn Lolas gingen an Michael Hanekes Schwarzweißdrama. Sibel Kekilli (“Gegen die Wand“) bekam für ihre Rolle in dem Drama „Die Fremde“ die Lola für die beste weibliche Hauptrolle.
Spätestens seit Freitagabend kann Michael Haneke den verpassten Oscar wohl verschmerzen. Der österreichische Regisseur ging mit 13 Nominierungen als großer Favorit ins Rennen um den Deutschen Filmpreis - und ging mit 10 Lolas auch als großer Gewinner aus der Preisgala heraus. „Das weiße Band“ bekam im Friedrichstadtpalast in Berlin nicht nur die Lola für den besten Film. Haneke wurde auch für die beste Regie und das beste Drehbuch geehrt. Burghart Klaußner erhielt den Preis für die beste männliche Hauptrolle, Maria-Victoria Dragus für die beste weibliche Nebenrolle. Zudem heimste der Film die Lolas für die beste Kamera, die beste Tongestaltung, das beste Szenenbild, das beste Maskenbild und das beste Kostümbild ein.
Erstmals wurde die Lola in Gold für den besten Film von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überreicht. Haneke machte bei seinen Dankesauftritten auf der Bühne nicht viel Aufhebens. Er finde den Abend sehr schön, „weil das Team viele Preise bekommt“, sagte er. „Ich freue mich sehr für meine Mitarbeiter.“ Auf dem roten Teppich hatte sich Haneke ebenfalls zurückhaltend gegeben. „Man hofft bei jedem Film, dass er gelingt“, sagte er. Er habe „ein ereignisreiches Jahr“ hinter sich. „Jetzt muss wieder gearbeitet werden.“
Kein Oscar, dafür die Lolas
Die 1994 geborene Maria-Victoria Dragus freute sich dagegen überschwänglich. Haneke habe ihr gezeigt, was sie für den Rest ihres Lebens machen wolle - nämlich schauspielern, sagte sie. Außerdem dankte sie ihrer Schule, die es ihr ermöglicht habe, heute beim Deutschen Filmpreis zu sein. Sie nehme den Preis stellvertretend für alle Kinderdarsteller an, „die Großartiges geleistet haben“. Auch Klaußner, der in „Das weiße Band“ einen Pfarrer spielt, sagte, er freue sich „wahnsinnig“ - und sang der Lola spontan ein Ständchen.
„Das weiße Band“ erzählt von mysteriösen Unfällen in einem norddeutschen Dorf vor dem Ersten Weltkrieg. Der Film wurde bereits mit der Goldenen Palme in Cannes, dem Europäischen Filmpreis und dem Golden Globe gekürt. Bei den Oscars ging die deutsch-österreichisch-französisch-italienische Koproduktion indes leer aus.
Kecke Kekilli
Ebenfalls für den besten Film nominiert gewesen waren „Alle Anderen“ von Maren Ade, „Die Fremde“ von Feo Aladag, „Soul Kitchen“ von Fatih Akin, „Sturm“ von Hans-Christian Schmid und „Wüstenblume“ von Sherry Hormann.
Sibel Kekilli (“Gegen die Wand“) bekam für ihre Rolle in dem Drama „Die Fremde“ die Lola für die beste weibliche Hauptrolle - und schlug damit unter anderen Susanne Lothar (“Das weiße Band“) aus dem Rennen. Kekilli spielt in dem Film, der das Thema Ehrenmorde behandelt, eine junge Türkin, die vor ihrem Ehemann flüchtet. Die Schauspielerin hatte offensichtlich keine Dankesrede vorbereitet und entschuldigte sich auf der Bühne mit den Worten: „Ich rede nur Mist, ich brauche einen Arzt.“ Dann schickte sie noch ein Jobgesuch hinterher: „Bin immer an guten Stoffen interessiert.“ Filmemacher sollten sie bitte nach der Preisverleihung ansprechen. Sie wolle arbeiten und drehen, nicht jahrelang auf ihren nächsten Film warten.
Ehrenpreis für Eichinger
Der Ehrenpreis ging an den Produzenten und Regisseur Bernd Eichinger (“Der Untergang“, „Der Baader Meinhof Komplex“). Senta Berger sagte in ihrer Laudatio, Eichinger habe „ein Werk geschaffen, das international wenig Vergleichbares hat“. Die Deutsche Filmakademie verdanke ihm ihre Existenz. Eichinger sagte unter dem stehenden Applaus des Publikums, „ich bin sehr berührt“. „Ich liebe Filmemachen, das ist mein Leben.“ Er danke allen, die ihm „dieses wunderbare Leben möglich machen“.
Der Deutsche Filmpreis ist mit insgesamt 2,8 Millionen Euro dotiert und wurde in 16 Kategorien vergeben. Moderiert wurde die Gala von der hochschwangeren Barbara Schöneberger, die fortlaufend ihre Schwangerschaft thematisierte, ihr Bäuchlein rausstreckte - oder die Schauspielerin und Ärztin Christiane Paul im Notfall um Geburtshilfe bat. (ddp)