Essen. Der Film ist noch keine zehn Minuten alt, da hat der Zweifel in mir bereits gigantische Ausmaße erreicht. Wo bin ich hier gelandet? Bei "Tom & Jerry"? Der Film "The Spirit" von Fran Miller schwankt zwischen den Genres – und verliert sich in seiner Unentschlossenheit.
So wie früher der gezeichnete Kater sich mit der Maus plattmachende Duelle auf der TV-Mattscheibe lieferte, so prügeln da auf der Leinwand nun auch der Titelheld „The Spirit” und ein Bösewicht namens Octopus ungehemmt und folgenlos für den Körper des anderen aufeinander ein. Dies ist die erste abstruse Szene, der eine lieblose Aneinanderreihung weiterer folgen soll. Schnell wird klar: Dieser „Spirit” ist nicht nur seltsam uninspiriert.
Er ist absolut geistlos
Frank Miller mag ein begnadeter Comic-Zeichner sein. Als Film-Regisseur muss er sich von der Kritik das Attest ausstellen lassen, schlichtweg versagt zu haben. Weil er sich bei seinem Erstlingswerk nicht entscheiden konnte, welches Genre er bedienen will. Mal ist es eine überzogene Comicverfilmung, dann eine Detektivstory im Film-Noir-Gewand, um dann die gerade im Zuschauer aufkommende Düster-Atmosphäre mit flapsigem, völlig unpassendem Humor sofort wieder zunichte zu machen. Selbst das Aufgreifen der revolutionären „Sin City”-Optik (bei dem Miller als Co-Regisseur von Robert Rodriguez erste Erfahrungen sammelte) wirkt hier nicht wie ein würdiges Zitat, sondern wie missglücktes Abkupfern. Hier will jemand cool sein. Und lässt bei diesem Versuch sein Publikum doch vollkommen kalt.
Zu wenig um zu fesseln
Die Schauspieler? Fast allesamt genauso verärgernd. Der einst große Samuel L. Jackson (peinlicher Auftritt in SS-Uniform) dürfte mit dieser Darbietung den Tiefpunkt seiner Karriere abgeliefert haben. Sein Gegenspieler – der Masken-Mann „The Spirit” – wird vom 37-jährigen Gabriel Macht gegeben. Sein Auftreten wirkt gekünstelt, ja meistens sogar unfreiwillig komisch. Für eine so tragende Rolle fehlt ihm (noch?) das nötige Format.
Selbst die so aparte Scarlett Johansson (als Bösewicht-Gespielin namens Silken Floss) scheitert mit ihrem Versuch, Skurrilität mit einer Prise kühler Erotik zu paaren. Das Prädikat „erträglich” verdient sich in dieser vom Namen her eigentlich sehr illustren Riege allein Eva Mendes als gerissene Diebin Sand Saref. Aber das ist zu wenig, um zu fesseln.
Irgendwann habe ich dann genug. Und tue das, was ich in meiner Kinogänger-Laufbahn erst ein einziges Mal zuvor getan habe: Ich verlasse vor dem Ende der Vorführung den Saal. Weil es nicht mehr auszuhalten ist. Dieser „Geist”, er hat mich verscheucht.