Essen. Die Satire „Heil!“ entpuppt sich als langatmige Klamotte, die von der Dämlichkeit der deutschen Neonazis erzählt – ohne wirklich komisch zu sein.
Noch im letzten Jahr begeisterte Dietrich Brüggemann auf der Berlinale mit seinem Katholizismus-Drama „Kreuzweg“, der in streng komponierten Schwarzweißbildern vom religiösen Wahn eines pubertierenden Mädchens erzählte. Man mag kaum glauben, dass der gleiche Filmemacher nun auch für „Heil!“ verantwortlich zeichnet, einer klamottig angelegten Satire, die mit stark hysterischem Grundton nun weniger von der Gefährlichkeit als mehr von der Dämlichkeit deutscher Neonazis erzählt.
Schon schwer zu verkraften sind gleich zu Beginn dokumentarische Bilder vom Zweiten Weltkrieg und von Leichenbergen in den KZs, die sehr rasch Opfer eines radikalen Schnitts werden („70 Jahre später“), der in das ostdeutsche Städtchen Prittnitz umleitet, wo dumpfes Braun-Gesocks schon wieder Hakenkreuze an die Wände schmiert.
Beginn eines heillosen Wirrwarrs
Man sollte nun bloß nicht glauben, dass dies der Beginn eines kritischen Films sei, in dem es um den Schoß gehen könnte, der immer noch sehr fruchtbar ist. Es ist eher der Beginn eines heillosen Wirrwarrs, bei dem Hohn und Spott über so ziemlich alles ausgegossen wird, was Brüggemann nervt, vom sinnfreien Gelaber in deutschen Talkshows bis zu den Wunschvorstellungen grenzdebiler Neonazis.
Zunächst einmal lernen wir den afro-deutschen Sebastian Klein (Jerry Hoffmann) kennen, der mit seinem Buch über Integration einen Bestseller gelandet hat. Bei seiner Lesereise ziehen ihm in Prittnitz Neonazis einen Baseballschläger über den Kopf, worauf er nun, völlig ohne Gedächtnis, alle rechten Parolen nachplappert, die ihm vorgesagt werden. Dann ist da noch Sven (Benno Fürmann), der Obernazi von Prittnitz, der an akuter Liebe zur gleichgesinnten Doreen (Anna Brüggemann) erkrankt ist und ihr imponieren möchte. Am liebsten mit einem Einmarsch in Polen.
"Heil!" fehlt die tragische Dimension
Dazwischen ist Platz für gut 100 andere Sprechrollen, für diverse Gastauftritte (Andreas Dresen, Heinz Rudolf Kunze) und auch für unfähige Verfassungsschützer. Der Zuschauer aber verspürt auf Dauer immer mehr Langeweile angesichts dieses matten Breis, bei dem man nie wirklich lachen kann, weil die Figuren allesamt einseitig bleiben und deshalb auch jede tragische Dimension im Komischen fehlt. „Heil!“, das sind die längsten 102 Minuten dieses Jahres.
Wertung: Zwei von fünf Sternen