Essen. Ob als Actionheld in „I Am Legend” oder im Drama „Sieben Leben”, das jetzt in den deutschen Kinos startet: Will Smith schreckt vor keinem Genre zurück. Sein neuer Film steckt voller Geheimnisse




Will Smith ist im wahrsten Sinne des Wortes eine gespaltene Persönlichkeit: Gerade hat man seine albernen Eskapaden als Comedian etwa in „Hitch – Der Date Doktor” wieder verdrängt und ihn abermals als toughen Actionhelden à la „I Am Legend” und „Hancock” ins Herz geschlossen, da kündigt er schon wieder eine Schnulze an, die „Das Streben nach Glück” in den Schatten stellen soll: „Sieben Leben”, der jetzt auch in die deutschen Kinos kommt.

Smith ist einer der ganz wenigen Hollywood-Schauspieler, der vor keinem Genre zurückschreckt und dabei erstaunlicherweise stets eine ausnehmend gute Figur macht. „Ich muss mich immer wieder selber herausfordern und an Grenzen bringen. Allen soll bewusst sein, dass ein Will Smith im Kino noch lange nicht alle Trümpfe ausgespielt hat. . .” erzählte er kürzlich, als Reporter ihn über sein Erfolgsgeheimnis befragten.

„Ich muss mich immer wieder selber herausfordern und an Grenzen bringen”

Will Smith, Rosario Dawson und Regisseur Gabriele Muccino (v.l.) posieren vor der Filmpremiere am Brandenburger Tor. (Foto: ddp)
Will Smith, Rosario Dawson und Regisseur Gabriele Muccino (v.l.) posieren vor der Filmpremiere am Brandenburger Tor. (Foto: ddp) © ddp | ddp





Zwei Mal hat die Academy in Hollywood Smith schon für den Oscar nominiert. Dass nach „Ali” und „Das Streben nach Glück” nun „Sieben Leben” das Tripel voll machen wird, ist eher unwahrscheinlich. Doch verstecken muss sich der Tausendsassa mit seiner Darstellerleistung auch hier keineswegs.

„Sieben Leben” beginnt mysteriös. Erst sehen wir einen Menschen am Rande des physischen Zusammenbruchs, dann kurz darauf denselben Mann in teurem Zwirn, wie er kalt und herzlos den blinden Angestellten einer Telefonhotline (Woody Harrelson in einer kleinen aber wichtigen Nebenrolle), wüst angeht und persönlich beleidigt. Wer ist dieser Mensch, den wir als Ben Thomas kennen-, aber nicht wirklich mögen lernen?

Der Film des italienischen Hollywood-Immigranten Ga-briele Muccino, der mit Smith zuvor schon „Das Streben nach Glück” inszenierte, macht es dem Zuschauer mit dem Helden der Geschichte nicht leicht. Ganz langsam nur glaubt man, ihn besser zu verstehen. Scheinbar ist er ein geheimnisvoller Wohltäter, der seine „Opfer” genau testet, bevor er sie für würdig befindet, ihr Leben grundsätzlich zum Besseren zu wenden. Als Steuereintreiber nutzt er (widerrechtlich) die Informationen aus den amtlichen Dokumenten und weiß genau, wo bei den sieben Menschen, die er peu à peu auftut, der Schuh drückt. Seine Gefühle im Zaum haltend, spendet er Wildfremden Glück, bis er sich plötzlich in eine dieser scheinbar zufällig ausgewählten „Fälle” verliebt.

„Sieben Leben” sorgt für Emotionen und Gesprächsstoff

Auf Tuchfühlung mit den deutschen Fans; Will Smith fotografiert sich vor der Premiere selbst. (Foto: ddp)
Auf Tuchfühlung mit den deutschen Fans; Will Smith fotografiert sich vor der Premiere selbst. (Foto: ddp) © ddp | ddp





„Die ganze Gechichte steht und fällt mit den letzten zwölf Minuten des Films”, hat Smith in einem Interview mit dem Branchenblatt Variety verraten. Mehr sollte man in der Tat über die Wendungen des Films nicht sagen, der es tatsächlich schafft, lose Handlungsfäden wie den mysteriösen Beginn mit solch seltsamen „Spielereien”, wie Bens Kindheitsobsession zu einer gefährlich schönen Würfelqualle, in ein sinnvolles und bemerkenswert konsequentes Finale zu verweben.

„Sieben Leben” ist weder eine pathetische Schnulze – wie „Das Streben nach Glück” – noch ein überdrehter Action-Film, aber gerade das macht dieses Will Smith-Vehikel so spannend. Smith hat wieder einen Trumpf aus dem Ärmel gezaubert. Doch Muccinos Drama hat noch mehr zu bieten als einen überraschenden Superstar: nämlich eine Entdeckung. Bislang kannte man sie aus Krachern wie „Sin City” oder „Death Proof” als handfeste Persönlichkeit. Nun mausert sich die 29-jährige Rosario Dawson zu einer ernst zu nehmenden Charakterdarstellerin, die in einigen Szenen selbst den übermächtig scheinenden Smith in die Schranken weist.

Der verschlossene Ben (Will Smith) und Emily (Rosario Dawson) kommen sich in „Sieben Leben” näher.
Foto: Sony Pictures
Der verschlossene Ben (Will Smith) und Emily (Rosario Dawson) kommen sich in „Sieben Leben” näher. Foto: Sony Pictures © Unbekannt | Unbekannt





Als herzkranke Emily ist sie eigentlich „nur” eine Nebenfigur, in die sich Ben verlieben soll; doch was Dawson aus dieser Nebenrolle herausholt, ist der eigentliche Höhepunkt dieses Films. „Sieben Leben” ist ein in der Tat ungewöhnlich originelles Melodram, das über den „Human Touch”-Aspekt hinaus für sehr viel Emotionen und im Zweifel sehr kontroversen Gesprächsstoff nach der Vorstellung sorgen dürfte.

Will Smith ist der Erfolgsgarant Nummer eins

Nun ist es also raus: Hollywoodstar Will Smith war 2008 der Erfolgsgarant Nummer eins im Kino. Mit „Hancock” und dem gerade in den USA angelaufenen „Sieben Leben” hat er dort gut 270 Millionen Dollar eingespielt; in Deutschland sahen den Actionhelden mit dem sympathischen Wesen etwa 6 Millionen Zuschauer dank „Hancock” und „I am Legend”. Auf den weiteren Plätzen der Kassenmagneten, die allein wegen ihrer Präsenz zum Kauf der Eintrittskarte animierten, rangieren laut einer Studie unter US-Verleihern Robert Downey Jr. („Iron Man” und „Tropic Thunder”) sowie Christian Bale („Dark Knight”).


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