Witten. .
Mehr als zehn Jahre hat Dennis Gansel an der Realisierung seines neuen Films gearbeitet. Der Regisseur von „Wir sind die Nacht“ im Gespräch über die Karriere der Langzähne in Zeiten des Jugendwahns.
Warum überhaupt ein Vampirfilm? Und welche Vorgänger von „Wir sind die Nacht“ mag er – Claudia Scholz sprach mit dem Regisseur Dennis Gansel.
Mit „Napola“ und „Die Welle“ haben Sie große Erfolge gefeiert. Warum jetzt ein Vampirfilm?
Gansel: Die Idee zu „Wir sind die Nacht“ hatte ich schon 1996 im Herbst, der Film sollte mein zweiter werden nach meinem Debüt „Das Phantom“. Ich war schon immer ein großer Fan von Vampirfilmen. Es hat nur lange gedauert, das Projekt zu stemmen. Der Vampirfilm ist zwar ein Genre, das in Deutschland geboren wurde, aber hier seit langem keine Tradition mehr hatte.
Was fasziniert Sie am Vampirgenre?
Als Schüler las ich die Novelle „Carmilla“, dann sah ich Polanskis „Tanz der Vampire“ und war visuell gefangen. Als ich dann 1996 im Sommer nach Berlin kam und viel in den geheimen Clubs und Abbruchhäusern unterwegs war, wusste ich, das ist die richtige Stadt für Vampire!
Vampirfilme scheinen in Wellen Erfolg zu haben: Der klassische Hollywood-Horror mit Bela Lugosi in den 20ern, die britischen Hammer-Filme in den 50ern und jetzt „Twilight“. Warum lebt das Genre jetzt wieder auf?
Das Genre war ja nie ganz tot, galt aber als schwierig. „Twilight“ hat geschafft, wieder ein großes Massenpublikum für Vampire zu begeistern. Ich denke, der Vampirfilm vereint gerade zwei wichtige Strömungen des Zeitgeistes. Die hedonistische Lust auf ewige Jugend, grenzenlosen Konsum, und die Suche nach Menschlichkeit, Wärme und Identität, die oft Vampire quält. Sie alle sind „Suchende“, mit ihrem Schicksal hadernde. Sie berühren Grundthemen von Millionen. Das – vereinigt mit einer dunklen erotischen Ausstrahlung und dem Charisma des Tod bringenden Tieres – macht den besonderen Reiz aus.