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Mit dem Tod von Schauspieler Tony Curtis ist eine Generation von Hollywood-Stars Vergangenheit, die jahrzehntelang Kinosäle auf aller Welt füllte. Hinter dem Mimen liegt ein turbulentes Leben.

Nun sind sie alle im Kinohimmel. Marilyn Monroe, Jack Lemmon, Billy Wilder -- und Tony Curtis. Die Vier, die uns 1959 zwei der unvergesslichsten Stunden der Filmgeschichte geschenkt haben, die wir in einer Endlosschleife immer wieder und wieder erleben möchten: „Manche mögen’s heiß”. Curtis mochte es heiß und hat die Kerze von beiden Seiten angezündet. Ein ungezügeltes Le­ben mit sechs Ehen, Drogen und viel Alkohol ist zu Ende gegangen: Tony Curtis, geboren in der New Yorker Bronx als Bernard Schwartz, ist im Alter von 85 Jahren gestorben.

Die Bilder der letzten Jahre zeigen ihn mit kahlem Kopf und Vollbart. Curtis malte, hatte die schneeweiße Perücke abgelegt, die auf bemitleidenswerte Art seine Glatze ka­schieren sollte. Ein reifes Ge­sicht, mehrfach geliftet, in dessen Zügen das schelmische Lä­cheln des ewigen Sonnyboys immer noch zu entdecken war. Das Lächeln, mit dem er als schöner Sohn jüdischer Einwanderer aus Un­garn in den 50er-Jahren zu einem der bestbezahlten Hollywoodstars auf­stieg. Und dessen mit Po­made geformte Schmalztolle stilbildend war für eine ganze Generation.

Schwarm aller Mädchen

Das viele Geld musste Trost sein dafür, dass Tony Curtis die schauspielerische Anerkennung verweigert blieb, die sich nicht nur in Preisen ausdrückt. Ob­wohl der große Erwin Piscator sein Lehrmeister war. Der Krimi „Flucht in Ketten“, in dem er einen entflohenen Sträfling spielt, brachte ihm 1958 eine Oscar-Nominierung ein. Die Studios verheizten ihn in vielen seiner fast 150 Filme lieber als Prinz aus Tausendundeiner Nacht, als Trapezkünstler, als Wikinger.

Er wurde zum Traumtänzer, zum Schwarm aller Mädchen. Aber ernst nahm man ihn nicht wirklich. Marlon Brando, James Dean und Montgomery Clift schöpften die wichtigen Rollen ab. Und in den Siebzigern verschwand Tony Curtis in einer Zeit des Umbruchs und der Krise der großen Studios hinter neuen Gesichtern wie De Niro, Redford oder Pacino. Seine brillante Charakterstudie in „Der Frauenmörder von Boston” 1968 blieb dem breiten Publikum nahezu verborgen.

Curtis wich auf das Fernsehen aus. Er gilt als erster Filmstar, der sich dem TV verschrieb. Ein Ausflug, der sich vor allem kommerziell für ihn lohnte. Die Krimiserie „Die Zwei”, im Original nur halb so witzig wie in der deutsch synchronisierten Fassung, wurde ein Welterfolg. Und Curtis sahnte als Playboy Danny Wilde an der Seite von Roger Moore kräftig ab: Neben einer üppigen Gage hatte er eine 25-prozentige Gewinnbeteiligung ausgehandelt. Mit Schlaghose, Lederjacke, Seidenschal und Handschuhen wurde er zum bestangezogenen Mann des Jahres gewählt.

Danach ging es mit der Karriere beständig bergab. Aufgedunsen und alkoholkrank nahm er jede Rolle an, als alberner Senior in schrillen Klamotten wurde er oft belächelt, sein feiner Hang zur Selbstironie ging unter. In die Schlagzeilen geriet er eher als Frauenheld von zweifelhaftem Ruf. Zuletzt war er mit der 45 Jahre jüngeren Jill Vandenberg verheiratet.

Heirat mit Christine Kaufmann

Zwar durfte man Curtis um die bildschöne Riege seiner Filmpartnerinnen beneiden. Doch sein Eheglück war meist nur von kurzer Dauer. Mit Christine Kaufmann lieferte er sich einen schmutzigen Scheidungskampf, nahm die beiden gemeinsamen Töchter mit in die USA und erwirkte das alleinige Sorgerecht. Das bekannteste seiner sechs Kinder ist Schauspielerin Jamie Lee Curtis. Ein Sohn, welch grausame Pointe, starb an Drogen.

In seinen Memoiren hat er über seine vielen Frauengeschichten geschrieben und stets damit kokettiert, eine Affäre mit Marilyn Monroe gehabt zu haben. Als man ihn allerdings einmal fragte, wie es denn nun gewesen sei, die Monroe in „Manche mögen’s heiß“ zu küssen, verstieg er sich zu einer wenig schmeichelhaften Antwort: „Es war, als hätte ich Hitler geküsst.“

Er wisse nicht, was er einmal machen werde, wenn er erwachsen sei, hat Tony Curtis in einem Interview zu einem 70. Geburtstag gesagt.

Bernard Schwartz ist es nie geworden.