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Der Weg ist das Ziel in „Eat Pray Love“. Als geschiedene Weltreisende findet Julia Roberts aber nicht nur zu sich selbst - sondern auch den neuen Traummann. Javier Bardem bereitet dem 140 Minuten langen Gefühlsquark immerhin ein gnädiges Ende .

Es kommt selten vor, dass man einen Film sieht, in dem sich schon nach kurzer Zeit ein Misstrauen gegenüber jedem Bild einstellt. Selbst wenn das Werk sich 140 Minuten bemüht, den Zuschauer wieder einzufangen, es reitet sich nur weiter ins Unglück. „Eat Pray Love“ heißt dieser Film, der uns letztendlich nur von einem überzeugt: Die Selbstfindung einer geschiedenen Frau sensibel zu beschreiben ist nicht das, wozu ein Hollywood-Hochglanzprodukt auch nur annähernd in der Lage wäre.

Bei ihr bekommen auch Dickhäuter Streicheleinheiten: Julia Roberts in „Eat Pray Love“. © Sony Pictures
Bei ihr bekommen auch Dickhäuter Streicheleinheiten: Julia Roberts in „Eat Pray Love“. © Sony Pictures

Die autobiographische Buchvorlage von Elizabeth Gilbert, ein Bestseller dank all der Leserinnen gediegener Frauenmagazine, beschreibt die Zweifel einer verheirateten Frau, die sich in ihrer Ehe plötzlich nicht mehr heimisch fühlt. Sie lässt sich scheiden vom völlig verdatterten Ehemann und macht sich auf die Suche nach ihrer seelischen „Mitte“, die sie nacheinander in Italien (Essen), Indien (Beten) und schließlich Bali (Liebe) zu finden hofft. Auch wenn man Julia Roberts mag, für die Darstellung menschlicher Zweifel ist sie eine totale Fehlbesetzung. Stets behält sie den Gestus der wohlhabenden amerikanischen Touristin bei, die sich die Welt ein wenig kosten lassen kann. Kaum zu glauben, dass Ryan Murphy, einst Schöpfer der zynischen Schönheitschirurgen-Serie „Nip/Tuck“, diesen stets wohlriechenden Gefühlsquark für Frauen in den Vierzigern mit seinen Postkarten-Idyllen angerichtet hat.

Fünftagebart, Dackelblick und welke Liebesschwüre

Wo immer Liz auch hinkommt, nie wird sie ausgeraubt (nicht mal in Neapel), nie hat sie unangenehme Begegnungen, immer wird sie von freundlichen Menschen wie selbstverständlich in die Mitte genommen. Das so reiche Kulturland Italien verkommt dabei zum reinen Esstisch.

Das gar nicht so saubere Indien muss unsere Suchende nicht kümmern, denn Liz wohnt in einem Ashram, den sie nicht mehr verlässt. Hier ist es ein am Leben verzweifelter Texaner (Richard Jenkins), der sie mit Sprüchen aus der Kompostanlage für abgegriffene Klischees traktiert.

Auf Bali schließlich tritt in Gestalt eines brasilianischen Schmuckhändlers ein neuer Mann in das Leben der Weltreisenden. Gespielt wird diese Schicksalsfügung von dem durch viele große Rollen geadelten Javier Bardem. Hier allerdings sieht sich der Schauspieler derart reduziert auf Fünftagebart, Dackelblick und welke Liebesschwüre, dass es einen barmt. Trotzdem lieben wir Bardem, denn er nimmt uns endlich diese schier unerträgliche Hauptfigur ab. Sie segeln ins Glück, wir aber machen uns auf die Suche nach all der verlorenen Zeit. Mehr Bilder gibt’s hier