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Der Kinofilm „Vergebung“ beschließt die Trilogie nach Stieg Larssons „Millennium“-Romanen. Allerdings ist der dritte Teil eigentlich kein eigenständiger Film, sondern vielmehr der Höhepunkt eines Fernseh-Dreiteilers.
„Verblendung”, den ersten Film nach der sensationell erfolgreichen „Millennium”-Trilogie des verstorbenen Schweden Stieg Larsson, konnte man noch als soliden Krimi mit interessanten Figuren begreifen. Nach „Verdammnis”, dem großen Solo für die gequälte und verfolgte Lisbeth Salander (Noomi Rapace), ist „Vergebung” (wieder von Daniel Alfredson) nun eigentlich nur noch etwas für Spezialisten.
Ohne Kenntnis der früheren Filme ist dies keineswegs der „Höhepunkt” (Verleih-Zitat) der Trilogie, sondern eine für Neueinsteiger weitgehend unverständliche Zusammenführung loser Fäden zu einem großen Finale vor Gericht.
Killer mit Kurzatmigkeit
„Das Luftschloss, das gesprengt wurde” lautet der Originaltitel des Films und auch des Buchs. Ein Hinweis darauf, dass nun endlich deutlich wird, dass man sich auch in einer Demokratie nie sicher fühlen darf. Am Ende nämlich nimmt eine Organisation Gestalt an, die seit den Tagen des Kalten Krieges als hermetisch abgeschlossenes System in Schweden existiert hat. Ihre Aufgabe, und das ist das Groteske dieser Enthüllung, scheint jedoch einzig und allein das Abschirmen eines einzigen hochrangigen russischen Überläufers gewesen zu sein – und das Wegsperren von dessen Tochter, die ihren brutalen Vater als Kind bereits umbringen wollte.
Hätte Larsson mehr Zeit gehabt, hätte er die geplanten zehn Bücher schreiben können, dann wäre diese Geheimgesellschaft vielleicht plastischer geworden, wären die Ziele in ihrer ganzen Perfidie aufgeschienen. So aber muss man sich begnügen mit kranken alten Männern, die bereits am Stock gehen oder unter Kurzatmigkeit leiden, dabei aber nichts von ihrer Gefährlichkeit eingebüßt haben. Das wirkt gelegentlich tatsächlich gespenstisch.
„Vergebung” lässt noch einmal Revue passieren, um was es Larsson in seinen Büchern vorrangig ging: um die Erniedrigung der Frau und um Männer, die davon nicht genug bekommen können. Der inzwischen tote Vormund, der seine sexuellen Phantasien an seinem Schützling Lisbeth ausgelebt hat, findet seine Fortsetzung nun in dem Psychiater Teleborian, der in seiner Klinik die junge Lisbeth mit brutalen Elektroschock-Therapien gequält und sie wohl ebenfalls sexuell missbraucht hat. Dass Männer unverbesserliche Sadisten sind, gehört hier zur Grundausstattung.
Am Ende läuft alles beinahe traumhaft glücklich für die unter Mordanklage stehende Lisbeth, die Munition gegen ihre Widersacher fällt ihr geradezu in den Schoß. Noomi Rapace kann ihrer starken Darstellung in den ersten beiden Filmen allerdings nur noch eine wilde Haartracht hinzufügen. Und Michael Nyqvist als „Millennium”-Reporter hat sich endgültig mit der Rolle des Wasserträgers abgefunden. „Vergebung” ist eigentlich kein eigenständiger Film, er ist vielmehr die Kulmination eines Fernseh-Dreiteilers. Man merkt das an den Textmengen, die hier abgesondert werden, man merkt es an den Bildern, die außer Großaufnahmen nie eine wirkliche Perspektive aufzeigen.