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Eine Vision fürs 21. Jahrhundert? In „8. Wonderland“ gründen Menschen aus verschiedenen Ländern ihren eigenen virtuellen Staat im Internet. Der demokratische Versuch bekommt bald radikale Züge.

Wikipedia war der Anfang, Wikileaks hat spätestens durch die Veröffentlichung geheimer Dokumente über den Afghanistan-Krieg seine Macht dokumentiert. Auch wenn die Franzosen Nicolas Alberny und Jean Mach (Buch und Regie) das natürlich nicht ahnen konnten, als sie die Idee zu „8. Wonderland“ hatten: Ihr Film ist so etwas wie eine Fortschreibung der Wiki-Aktivitäten. In einer nicht allzu fernen Zukunft haben sich Internet-Nutzer aus aller Herren Länder zusammengetan, um ihre Vision einer neuen Welt umzusetzen. Sie nennen ihren virtuellen Staat „8. Wonderland“. Doch schon bald folgen den Worten Taten, mit denen nicht jeder einverstanden ist.

Abstimmung über Kondom-Automaten im Vatikan

Im Vatikan Kondom-Automaten aufzuhängen, ist als Aktion ebenso geistreich wie überzeugend. Das alljährliche Begnadigungsritual am amerikanischen Thanksgiving-Day, wenn der US-Präsident generös einem Truthahn das Leben schenkt, nutzen die Wonderland-Aktivisten, um gegen die Todesstrafe zu protestieren. Die Staatslenker beim G8-Gipfel mit der Nachricht zu schockieren, man habe ihre Kinder vorsätzlich mit dem HI-Virus infiziert, damit Aids endlich konsequent bekämpft wird, erscheint vielen Bürger dieser direkten virtuellen Demokratie allerdings wie ein Akt des puren Horrors. Als die Gemeinde die Ermordung des korrupten Präsidenten einer Bananenrepublik beschließt, werden die Geheimdienste auf 8. Wonderland angesetzt. Das Schicksal des weltweiten Feldversuchs scheint besiegelt.

Am spannendsten ist der Film immer dann, wenn Sand ins Getriebe der Weltpolitik und der multinationalen Konzerne gestreut wird. Da den Filmemachern aber längst nicht so viel Geld zur Verfügung stand, wie für eine Geschichte dieser Größenordnung nötig gewesen wäre, besteht die Handlung fast ausschließlich aus Dialogen. Weil die Internet-Debatten schließlich einen Großteil der Handlung ausmachen, wirken sie am Ende nur noch ermüdend.