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Eine Ärztin, die das Fliegen liebt und Lust auf eine Beziehung mit diesem seltsamen Typen hat, der schon ihr Passbild toll fand: „Vorsicht Sehnsucht“ ist ein Film von Alain Resnais mit leicht surrealem Anstrich, der den Zuschauer schwerelos von Rätsel zu Rätsel trägt.

„Nach dem Kino kann einen nichts überraschen”, sagt eine der Hauptfiguren in „Vorsicht Sehnsucht”. „Alles ist möglich.” Man kann ihm da nur beipflichten, vor allem nach Ansicht dieses Alterswerks des inzwischen fast 88-jährigen Regisseurs Alain Resnais. Der hat vor gut 50 Jahren mit „Hiroshima, mon amour” bereits die französische Nouvelle Vague vorweggenommen. Nun, im Greisenalter, überrascht er mit einer ausgeklügelten Kino-Spielerei voller Falltüren und Geheimnisse, die in ihrer Frische sicher nichts vom Alter ihres Schöpfers verrät. Im Gegenteil.

Verliebt in ein Passbild

Einer Zahnärztin um die 50 (Sabine Azéma) wird die Handtasche gestohlen, ein Mann (André Dussollier) entdeckt die Brieftasche daraus per Zufall in einer Tiefgarage. Er fühlt sich angezogen vom Passbild der Bestohlenen, verrät er uns als Erzähler, händigt das Fundstück trotzdem aber nur der Polizei aus. Erst als die Frau sich persönlich bei ihm bedanken will, missversteht dieser Georges das als Annäherungsversuch und beginnt mit Ausspähen und Verfolgen, was diesen verheirateten Zeitgenossen durchaus zum Stalker qualifizieren würde.

Der Möglichkeitsfall ist überhaupt ein Grundelement dieses Films, der seinen leicht surrealen Anstrich nicht verhehlen kann. Hinter der verschrobenen Fassade von Georges, als Erzähler eigentlich automatisch eine Vertrauensperson, wähnt man abgründige Motive, die nur auf ihre Eruption zu warten scheinen. Und die Ärztin Marguerite überrascht uns nicht nur mit ihrer Liebe zum Fliegen, sondern vor allem durch ihre Lust auf eine Beziehung mit diesem seltsamen, schwer einschätzbaren Typen.

Wenn Marguerite mit ihrem Flugzeug aufsteigt, dann überfällt sie irgendwann die Lust auf Loopings und andere Kapriolen. So ähnlich geht es auch dem greisen Resnais bei seinem Film, der uns schwerelos von Rätsel zu Rätsel trägt, ohne dass man der Überraschungen müde würde.