Berlin. .
Die Jury unter der Leitung ihres Präsidenten Werner Herzog hat entschieden. Der Sieger der 60. Internationalen Filmfestspiele von Berlin ist „Bal“ von Semih Kaplanoglu. Roman Polanski erhält einen silbernen Bären für die beste Regie.
Kaum Überraschungen bei der Verleihung des goldenen und der silbernen Bären in Berlin. Die deutsch-türkische Co-Produktion „Bal“ (Honey) von Semih Kaplanoglu wurde mit dem goldenen Bären ausgezeichnet. Von Anfang an hoch gehandelt, war damit zu rechnen, dass der herzige Kinderdarsteller Bora Atlas auch die Jury nicht kalt lassen würde. Ein Film getragen von ruhigen Bildern und künstlerischer Langatmigkeit.
Der deutsche Regisseur Werner Herzog, die italienische Regisseurin und Autorin Francesca Comencini, der somalische Schriftsteller Nuruddin Farah, die deutsche Schauspielerin Cornelia Froboess, der spanische Produzent Maria Morales, die chinesische Schauspielerin Yu Nan und Hollywoodstar Renée Zellweger zeichneten „If I Want To Whistle I Whistle“, den Debütfilm von Florian Serban, mit dem großen Preis der Jury und dem Alfred-Bauer-Preis aus. Die Würdigung wird in Erinnerung an den Gründer des Festivals für einen Spielfilm, der neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet, vergeben. Zwei Preise, die verdient nicht nur die Leistung des Regisseurs, sondern auch die seiner jungen Darsteller würdigen.
Auszeichnung für Polanski
Eine kleine Überraschung war der silberne Bär für die Beste Regie. Roman Polanski wurde in Abwesenheit für „The Ghost Writer“ ausgezeichnet. Diese herausragende Regieleistung hat eine Würdigung in jedem Fall verdient, „große“ Produktionen haben es auf Festivals in der Regel aber schwer.
Der Preis für die beste Darstellerin geht an die japanische Schauspielerin Shinobu Terajima für ihre Leistung in Koji Wakamatsus Versehrten-Erotik-Drama „Caterpillar“. Die Riege der Darstellerinnen, die für eine Auszeichnung in Frage kamen, war klein. „Caterpillar“ war dabei sicher kein zwingender Kandidat für einen Bären.
Zwei silberne Bären gehen an die Schauspieler Grigori Dobrygin und Sergei Puskepalis für ihre Leistung in Alexej Popogrebskis Polar-Thriller „How I Ended This Summer“. Eine Entscheidung, zu der man der Jury nur gratulieren kann. Pavel Kostomarovs Kameraleistung in „How I Ended This Summer“ wurde ebenfalls mit einem silbernen Bären, für herausragende künstlerische Leistung, gewürdigt.
Der Preis für das Beste Drehbuch und somit ein weiterer silberner Bär geht an Wang Quan’an (auch Regie) und Na Jin für den träge bis drögen Eröffnungsfilm des Festivals „Tuan Yuan“ (Apart Together). Möglicherweise ein Scherz der Jury, dessen hintergründiger Humor noch ein wenig Zeit benötigt, bis man darüber lachen kann.
Ehrenbären und weitere Preise
Der Preis für den Besten Erstlingsfilm geht 2010 an den schwedischen Film „Sebbe“ von Babak Najafi. Die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung wird sektionsübergreifend an einen Debütfilm aus dem Wettbewerb, dem Panorama, dem Forum oder der Sektion Generation vergeben. Über den Gewinnerfilm befand eine dreiköpfige internationale Jury, die 2010 mit dem Regisseur Michael Verhoeven, US-Schauspieler Ben Foster und Produzentin Lorna Tee aus Malaysia besetzt war.
Ehrenbären gehen 2010 an Hannah Schygulla und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhase. Die Berlinale-Kamera überreichte Festival-Direktor Dieter Kosslick an den japanischen Regisseur Yoji Yamada, mit dessen Film „Otouto“ (About Her Brother) der Wettbewerb außer Konkurrenz und das Festival 2010 beendet werden.
Weitere Preise und Auszeichnungen, vergeben von den unabhängigen Jurys:
Der Panorama Publikumspreis geht 2010 an „Waste Land“ von Lucy Walker, João Jardim und Karen Harley.
Preise der Ökumenischen Jury:
Der Preis für einen Film aus dem Wettbewerb geht an „Bal“ (Honey) von Semih Kaplanoglu. Der Preis für einen Film aus dem Panorama geht an „Kawasakiho ruze“ (Kawasaki’s Rose) von Jan Hrebejk. Der Preis für einen Film aus dem Forum geht an „Aisheen [Still Alive in Gaza]“ von Nicolas Wadimof.
P reise der „Fédération Internationale de la Presse Cinématographique“ (FIPRESCI) Jurys:
Der Preis für einen Film aus dem Wettbewerb geht an „En Familie“ (A Family) von Pernille Fischer Christensen. Der Preis für einen Film der Sektion Panorama geht an „Parade“ von Isao Yukisada. Preis für einen Film der Sektion Forum geht an „El vuelco del cangrejo“ (Crab Trap) von Oscar Ruíz. Navia
Der Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater geht an „Shahada“ von Burhan Qurbani.
Die Teddy-Awards für Filme, die in einem schwul-lesbischen Kontext stehen, gehen 2010 an:
Bester Spielfilm: The Kids Are All Right von Lisa Cholodenko
Bester Dokumentarfilm: La bocca del lupo (The Mouth of the Wolf) von Pietro Marcello
Bester Kurzfilm: The Feast Of Stephen von James Franco
Teddy Jury Award: Open von Jake Yuzna
Der Caligari-Filmpreis geht 2010 an „La bocca del lupo“ (The Mouth of the Wolf) von Pietro Marcello
Der Friedensfilmpreis geht an „Son Of Babylon“ von Mohamed Al-Daradji
Die Berlinale 2010 ist Geschichte. Ein starker Wettbewerb ist abgeschlossen. Wir haben zehn Tage schweigenden Männern bei der Jagd und im Regen zugesehen. Tragische Figuren, frustrierende Kameraführungen, traurige Helden. Im Kino wurde geweint, gelacht und gebuht. Kleingeistige Produktionen wurden abgehakt, Entdeckungen weiter getragen. Nicht alle, die herausragendes Kino geboten haben, konnten ausgezeichnet werden. Jetzt heißt es Abschied nehmen von Berlin. Nutzen Sie die Zeit bis zu den 61. Internationalen Filmfestspielen 2011 und gehen Sie ins Kino!