An Rhein und Ruhr.

Die Teenager-Komödie „Jungs bleiben Jungs“ von Riad Sattouf hat mit Teenie-Klamotten aus Hollywood nichts zu schaffen. Menschlich, gefühlsecht und altmodisch. In dieser Pubertät gab es noch kein Facebook.

Wer in der Pubertät glücklich war, hat keine erlebt. Wenn die Akne blüht und die Hormone stürmen und drängen, wenn man sich selbst permanent peinlich ist und die größten Siege seines Lebens träumt, das ist eine schreckliche Zeit. Aber genau darum lassen sich so schön Komödien darüber schreiben. ”Jungs bleiben Jungs” (im Original Les Beaux Gosses) von Riad Sattouf, der beim Festival in Cannes abräumte, ist so eine Komödie.

Mit amerikanischen Teenie-Filmchen hat das nichts zu schaffen, und wer auf Soft-Blödeleien über das „erste Mal“ wie ”Eis am Stiel” steht, ist hier falsch. Im Filmdebüt von Riad Sattouf, der auch das Drehbuch schrieb, treten keine glatthäutigen Vorzeigejungs und -mädels auf, die alle frisch aus der Bravo gehüpft scheinen, sondern sehr authentisch wirkende, ganz normal pickelgesichtige, vielzulangnasige junge Leute, die von ihren Trieben getrieben fast verzweifeln und bei all ihrer extremen Dünnhäutigkeit jederzeit fähig sind, mit brutaler Gedankenloskeit andere zu verletzen. Das sind 14-Jährige wie Herve (Vincent Lacoste) und sein Freund Camel (Anthony Sonigo), die von weiblichen Lichtgestalten wie Aurore (Alice Tremolieres) völlig verwirrt werden, unter krakenherzigen Müttern leiden, am Fenster nach Nachbarinnen spannen und traurig masturbieren.

Jenseits von YouPorn

Und die sich ausgerechnet dann verlieben, wenn es im Internet bei ”YouPorn”-Parties zur Sache geht.

Allerdings gibt es in Riad Sattoufs mit dem Ce´sar für das beste Debut ausgezeichneten Film noch kein YouPorn, keine Egoshooter-Exzesse und digitale Flirts. Hier geilen sich Jungs noch an Wäschemodels im guten alten Versandhauskatalog auf und verteilen Liebesschwüre auf Knüllzetteln statt über das Internet.

Sattouf, immerhin auch schon 32 Jahre alt, hat also eher seine eigene Adoleszenz heiter-melancholisch und realistisch reflektiert, nicht die der Generation Facebook. So wirkt diese eher handlungsarme, weder spektakuläre noch spekulative, herb-komische, aber sehr menschliche Komödie zugleich überzeugend gefühlsecht und charmant altmodisch.