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Iron Man alias Tony Stark trudelt im zweiten Teil der Marvel-Verfilmung nun in die Superhelden-Sinnkrise. Sein Ersatzherz - eine Art Mini-Kernreaktor - ist störanfällig geworden. Außerdem will ihm die amerikanische Regierung sein Lieblingsspielzeug, den selbstentwickelten High-Tech-Eisendress wegnehmen.

Batman ist ein geheimer Held der Nacht. Spiderman hadert mit seiner Verantwortung und traut sich nicht mal, sein Mädchen zu küssen. Superman versteckt sich nach erledigtem Einsatz hinter einer biederen Hornbrille. Superhelden, so ist das im Comic-Kosmos, arbeiten bevorzugt anonym. Nur „Iron Man“ sonnt sich im Glanz seiner Prominenz als Weltfriedensretter. Tusch, Feuerwerk, Beifallsstürme: Schon rauscht er auf die Expo-Bühne, durchs Dach natürlich. Beim Ablegen der eisernen Rüstung helfen Roboter-Greifarme. Technikskeptiker werden mit Iron Man nicht so schnell warm.

Und doch ist auch Jon Favreaus zweite Verfilmung des Marvel-Comics keine seelenlose CGI-Leistungsschau, die allein auf laute Action, digitale Tricks und knallige Effekte setzt. Sicher, zum Finale hin kracht und scheppert es mächtig. Aber das Herz des Films, das schlägt immer noch in einer menschlichen Brust, die im ersten Teil der Reihe von einer Schrapnelle durchpflügt wurde. Nun trägt der von Robert Downey Jr. mit eitler Selbstgefälligkeit und ironischem Augenzwinkern reich ausgestattete Tony Stark dort, wo andere Männer ihr Brusthaar kraulen, eine Art Mini-Kernreaktor; ein Ersatzherz, das störanfällig geworden ist.

Superhelden-Sinnkrise

Schon deshalb trudelt Iron Man alias Tony Stark im zweiten Teil der Marvel-Verfilmung nun in die Superhelden-Sinnkrise. Außerdem will ihm die amerikanische Regierung sein Lieblingsspielzeug, den selbstentwickelten High-Tech-Eisendress wegnehmen. Und sein Vater hat Stark offenbar nicht nur einen florierenden Rüstungskonzern, sondern auch moralische Schuld hinterlassen. Mickey Rourke ist Ivan, der russische Rächer, der dem großspurigen Milliardär die Lebemann-Flausen mit der Elektropeitsche austreiben will. Doch die Funken schlagen noch ganz woanders.

Wie schon im enorm erfolgreichen Teil eins hat Regisseur Favreau eine erstaunliche Besetzung für seine cineastische Alteisenaufbereitung gewinnen können. 2008 begeisterte das glanzvolle Comeback von Robert Downey Jr., der sich nach Drogenproblemen, Knast und Absturz hier zum modernen Ritter von exzentrischer Gestalt aufschwang. Ein Glücksgriff, zumal im Zusammenspiel mit der entzückend seriösen Gwyneth Paltrow als Assistentin Pepper Potts.

Diesmal steht Downey zwar für weniger Scherz, Ironie und schräge Bedeutung. Dafür kümmert sich Favreau um den Imagewechsel von Scarlett Johansson. Die schult als „Schwarze Witwe“ im hautengen Lycra-Anzug von der süßen Woody-Allen-Muse zur kurvigen, aber noch etwas konturlosen Lara-Croft-Nachfolgerin um. Ihre geschmeidigen Martial-Arts-Bewegungen stehen im hübschen Kontrast zu den bleischweren Bewegungen von Mickey Rourke, dessen physische Wucht uns schon in „The Wrestler“ den Atem geraubt hat. Nun verdingt er sich für den reichen Geschäftsmann Justin Hammer (Sam Rockwell) als Waffen-Bastler. Eine Art Kampfroboter-Frankenstein mit kleinem Vogel, an dem Raketen abprallen wie Knallfrösche.

Einigermaßen umstandslos hat Favreau den alten Vietcong-Veteran aus dem Kalten Krieg ins 21. Jahrhundert gebeamt, ohne freilich eine konkrete Weltkrise zu benennen. Doch wie sich der Film einerseits über die vermeintliche Überlegenheit amerikanischer Waffensysteme mokiert, erzählt er gleichzeitig doch davon, was passieren kann wenn dieses Kriegsspielzeug in falsche Hände gerät.

Eisenmann mit Orden

„Ich habe den Weltfrieden erfolgreich privatisiert“, tönt Stark bei einer Senats-Anhörung. Und am Ende heften sie ihm noch einen Orden an die Brust, wie zum Beweis, dass der amerikanische Glaube an den einen starken Mann im Staat noch immer groß ist. Was nützt eben der teuerste Rüstungsapparat, wenn der falsche Mann drin steckt.