Eine dramatische Komödie mit Jessica Biel als Amerikanerin im England der 20er Jahre: Stephen Elliotts „Easy Virtue“ glänzt vor allem durch formidable Darstellerleistungen - neben Biel auch von Colin Firth und Kristin Scott Thomas als Schwiegereltern.

Man meint sie genau zu kennen, diese britische Upper-Class in ihren noblen Landhäusern. Zahllose Filme haben sich mit dieser Spezies bereits beschäftigt. „Easy Virtue” ist ein gelungener neuer Versuch. Der Film von Stephen Elliott bewegt sich dabei auf solider Grundlage: Die 1924 entstandene Vorlage von Noel Coward ist eine gallige Abrechnung mit einem Menschenschlag, dem der Schein über alles geht, auch wenn das Geld knapp wird und das feudale Heim bereits zu bröckeln beginnt.

Der junge Ben Whittacker (Ben Barnes) kehrt heim zu Eltern (Colin Firth, Kristin Scott Thomas) und zwei schwer erträglichen Schwestern, um seine frisch angetraute Ehefrau Larita (Jessica Biel) vorzustellen. Doch bei ihrer Schwiegermutter kommt das neue Familienmitglied nicht gut an. Schließlich ist sie Amerikanerin, hat gerade beim Autorennen in Monaco gewonnen und zeigt sich auch sonst ziemlich emanzipiert. Doch obwohl „Easy Virtue” als Komödie firmiert, was bei dieser Ausgangslage nicht schwer zu verstehen ist, geht es tatsächlich auch recht dramatisch zu.

Obwohl die Figuren anfangs stark nach Klischee aussehen, schaffen es die Schauspieler, hier viel Wahrhaftigkeit aufscheinen zu lassen. Bei Kristin Scott Thomas spürt man immer stärker, wie diese Mrs. Whittacker um die Existenz ihres Besitzes und ihrer Familie kämpft. Der Gatte hat sich davon schon verabschiedet: Colin Firth gibt ihn desinteressiert, gedanklich immer noch verhaftet in den amourösen Eskapaden nach dem Ersten Weltkrieg.

Formidable Darsteller

Überhaupt sind es die formidablen Darsteller-Leistungen, die für diesen Film stark einnehmen. Jessica Biel etwa, die sich seit ihren Anfängen im Horror-Genre („Texas Chainsaw Massacre”) sichtbar entwickelt hat. Sie ist wie geschaffen für diese taffe Larita mit zunächst unklarer Vergangenheit, die ihren Mann aufrichtig liebt, am Ende aber versuchen muss, mit einem anderen glücklich zu werden.

Da haben die Gerüchte um ihre Vergangenheit und ihre derzeitige moralische Befindlichkeit bereits die Teezirkel erreicht und Ehemann Ben geht plötzlich auf Distanz. Regisseur Elliott („Priscilla -Queen of the Desert”) zeigt äußerst dezidiert auf, wie aus glücklichen Liebenden durch die Folgen einer zweifelhaften Etikette auf einmal Fremde werden können. Und wie plötzlich Seelenverbindungen entstehen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Das alles geschieht zu den anschmiegsamen Klängen altbekannter Swing-Titel, in deren orchestralem Gewand sich auch ein paar aktuellere Hits wie „Sexbomb” oder „Car Wash” gut ausmachen.