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Durch Filme wie „Ein Engel an meiner Tafel“ und „Das Piano“ gilt sie als Expertin für komplexe Frauenfiguren. Poetisch, zartfühlend, zerbrechlich: Jane Campions „Bright Star - Meine Liebe. Ewig“ kultiviert die Schwermut unerfüllter Liebe.
Es gibt Krankheiten, die werden in der Kunst gern romantisiert, geradezu erotisiert. Die Tuberkulose gehört seit der „Kameliendame“ zweifellos dazu.
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Als den jungen Dichter John Keats Anfang des 19. Jahrhunderts die Krankheit ereilt, keimt im Londoner Vorort Hampstead gerade die Hoffnung, dass aus dem melancholischen jungen Mann einer der glänzendsten Vertreter der britischen Romantik werden könnte. Und es keimt die Liebe zwischen Keats (Ben Wishaw) und Fanny Brawne (Abbie Cornish), dem unbedarften 18-jährigen Nachbarsmädchen, das mit Hüten und Kleidern umzugehen weiß, nicht mit noblen Worten.
Regisseurin Jane Campion („Das Piano)“ skizziert diese historisch verbürgte Verbindung in ihrem neuen Film „Bright Star“ so luftig-schwebend und zerbrechlich, so zartfühlend und schmerzhaft-tief, dass man wie auf Zehenspitzen ihrer Geschichte folgen möchte. Bloß nicht zu laut rascheln, um das junge Paar bei seinen züchtigen Spaziergängen zwischen Osterglockenwiesen und Kirschblütenzweigen nicht zu erschrecken. Aber Keats, der von der Kritik noch wenig beachtete Dichter, den man später in einem Atemzug mit Lord Byron und Percy Shelley nennen wird, ist mittellos; eine Heirat unmöglich. Zudem hält Keats’ Mentor Charles Brown (Paul Schneider) wenig von der unschuldigen Liebe zu dem hübschen schlichten Kind. Er schwängert lieber das Hausmädchen.
Mittelloser Dicher - Heirat ausgeschlossen
Erst als der blutspuckende junge Dichter eines Morgens halbtot im Vorgarten liegt, lässt Mutter Brawne (Kerry Fox) sich erweichen und den Jüngling ins Haus bringen. Nachts schmiegt sich Fanny sehnsüchtig an die Wand, hinter der Keats’ ausgemergelter Körper wieder zu Kräften kommen soll. Und er widmet ihr sein schönstes Liebesgedicht: „Bright Star“. Leuchtender Stern.
Jane Campion gilt als Expertin für komplexe Frauenfiguren und ihr sanftes Aufbegehren gegen gesellschaftliche Zwänge. Folgerichtig erzählt sie die Geschichte aus der Perspektive der jungen Fanny. Die Australierin Abbie Cornish spielt sie mit einer derart engelsgleichen Intensität, dass man den Blick kaum abwenden mag von ihrem blassen Gesicht überm steifen Spitzenkragen, von den verspielten Gesten und den fiebrigen Augen, mit denen sie Keats’ Briefe verschlingt.
Die wahre Fanny Brawne hat die Korrespondenz bis zu ihrem Tod aufbewahrt und an ihre Kinder weitergegeben. Sie bilden die lyrische Grundmelodie des anrührenden Melodrams, das nicht nur Liebesballade, sondern auch Sittengemälde sein will; indem es von den liebes- und lebensfeindlichen Zwängen der gesellschaftlichen Konventionen erzählt und wie man damit umgeht. Er kultiviert in seiner Poesie die Schwermut unerfüllter Liebe.