Berlin. Nach Thomas Edison bekommt nun auch Nikola Tesla eine Film-Biografie. „Tesla“ gelingt es aber nicht, die Geschichte des Erfinders zu durchdringen

Wir leben im Jahr 2020 – es ist das digitale Zeitalter und nichts erscheint so selbstverständlich wie die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Strom. Dreht man die Zeit um 140 Jahre zurück, dann stößt man in den 1880er-Jahren auf das Problem, dass man zwar um die Existenz von Elektrizität weiß, ihre Nutzungsmöglichkeiten aber noch nicht erprobt sind. Thomas Alva Edison experimentiert mit Gleichstrom, George Westinghouse ist vom Wechselstrom überzeugt und aus Europa kommt Nikola Tesla ins Spiel.

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Er entwickelt Motoren und Transformatoren und beginnt, Experimente mit drahtloser Nachrichtenübermittlung anzustellen. Zu Demonstrationszwecken lässt er Strom über seinen Körper gleiten. Es ist die wahrlich elektrisierende Zeit der Erfinder.

„Tesla“ ist eine filmische Geschichtsstunde

Statt sich der Faszination des elektrischen Stroms hinzugeben, erinnert der Film „Tesla“ aber eher an eine filmische Geschichtsstunde. Zunächst beginnt eine junge Frau in der Garderobe des ausgehenden 19. Jahrhunderts den Film zu moderieren. Erst aus dem Off, dann in einer Studierstube, in der sich irritierenderweise ein Laptop befindet. Später wird sie auch in der Spielhandlung dabei sein, als Anne Morgan, Tochter des Bankiers J.P. Morgan, der Tesla finanziell unterstützte. Zwischen Anne und Nikola wird eine unerfüllte Liebesgeschichte den roten Faden geben.

Blutleere Angelegenheit

Noch mehr als der Edison-Film mit Benedict Cumberbatch ist dieser Film unter der Regie des dokumentarisch geschulten Michael Almereyda eine recht blutleere Angelegenheit. Sätze wie „Tesla kam nach Amerika mit offenem Herzen, erwartungsfroh und voller Hoffnung.“ sollen Sympathie schaffen, wirken aber eher wie naive Märchenpoesie, die psychologisches Unterfutter liefern soll, das dem Film ansonsten abgeht.

Das Filmplakat.
Das Filmplakat. © Promo | Promo

Künstlich sieht auch die visuelle Ausgestaltung aus. Schauspieler agieren offensichtlich aus Kostengründen in extrem reduzierten Kulissen oder gleich vor Fotografien – das erinnert an jene Art historischer Nachstellung, wie sie in „Terra X“ oder in Dokumentationen auf Arte zu sehen sind, oder im History Channel; der Film wendet sich eben zuvorderst an Schulkinder und die bildungsbeflissene Leserschaft von „Reader‘s Digest“.

Hölzerne Inszenierung

Ethan Hawke spielt die Titelrolle, extravagant frisiert und mit Schnurrbärtchen und genau einem Gesichtsausdruck, der mutmaßlich konzentriert wirken soll, aber selten das Spannungsfeld zwischen verstört und zerstreut verlässt. Kyle MacLachlan ist ein selbstgefälliger Edison, Eve Hewson eine entzückende Anne Morgan und Rebecca Dayan eine schöne, aber viel zu junge Sarah Bernhardt, an die Tesla buchstäblich sein Herz verliert.

Die Zutaten sind da, aber sie dienen nur einer schulmeisterlichen Nacherzählung von Fakten, die Figuren zu Namensschildern und Stichwortgebern reduziert. Die nachgestellten Szenen sind hölzern inszeniert und am Ende singt Ethan Hawke „Everybody Wants To Rule The World“ von Tears for Fears. Was dann immerhin ein unerwarteter Moment im Was-ist-was-Format dieses Films gewesen ist.

Tesla
USA 2020, 102 Min., R: Michael Almereyda, D: Ethan Hawke, Kyle MacLachlan
FSK 12, Wertung: 2 / 5 Punkten.