In „Onward: Keine halben Sachen“ steigen Rocker-Feen auf Harleys. Der Animationsfilm von Pixar lässt Rollenspieler-Herzen höher schlagen.

Furchtlose Krieger, mächtige Drachen – der Stoff, aus dem Fantasy-Rollenspiele geboren werden. Ob online oder klassisch am Tisch mit 20-seitigem Würfel – seit dem Kinoerfolg der Tolkien-Saga und Serien wie „Game of Thrones“ erfreut sich die sogenannte „High Fantasy“ einer so breiten Beliebtheit wie nie zuvor.

Die Animationsfilmschmiede Pixar hat sich nun zum ersten Mal der klassischen Motive angenommen und sie gehörig auf den Kopf gestellt. In der Welt von „Onward“ gehören Trolle, Elfen, Einhörner und Minotauren zum Alltagsbild in der Großstadt. Man lebt friedlich nebeneinander her. Magie ist überholt und durch die Vorzüge des Fortschritts ersetzt worden. Wer braucht schon einen Feuerzauber, wenn er eine Glühbirne hat?

Ein Geschenk des verstorbenen Vaters

Der junge Elf Ian Lightfood hat genug damit zu tun, durch seinen Teenager-Alltag zu kommen, ohne sich bis auf die Knochen zu blamieren. Dafür sorgt vor allem sein älterer Bruder Barley – ein Nichtsnutz in den Augen der anderen und auch Ian geht er gehörig auf die Nerven. Doch die Familie sucht man sich nicht aus und als die Brüder an Ians 16. Geburtstag ein Geschenk ihres verstorbenen Vaters erhalten, beginnt für sie ein unerwartetes Abenteuer: Der Zauberstab soll es ihnen ermöglichen, noch einmal einen Tag mit ihrem Vater zu verbringen.

Doch der Spruch geht schief und reicht nur bis zum Hosenbund. Fortan begeben sich die Brüder und ihr halber Vater auf die Suche nach dem Phoenix-Stein, einem magischen Diamanten, der das familiäre Wiedersehen vielleicht doch noch ermöglichen kann.

Fantasy-Spektakel für Fans von Rollenspielen

Dan Scanlon, der vorher die solide Fortsetzung „Monster Uni“ inszenierte, nutzt das Fantasy-Szenario für viele Gags und Anspielungen, in denen sich Rollenspieler wiederfinden, die aber auch allen anderen Kinogängern mächtig Spaß bereiten. Die Mischung der klassischen Sagen mit Motiven des Alltags macht dabei den größten Reiz aus. Elfen mit Smartphones, Rocker-Feen auf Harleys und eine mächtige Mantikor-Lady, ein Fabelwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Schwanz eines Skorpions, die ein Fast-Food-Restaurant leitet, bevor sie ihre animalischen Triebe wiederentdeckt. All das sorgt für Charme und Situationskomik.

Eine Geschichte über Freundschaft

Die Reise der Brüder ist actionreich und visuell gewohnt beeindruckend inszeniert. Im Kern ist „Onward – Keine halben Sachen“ aber eine Geschichte über Freundschaft und Familie und damit auch für die kleinen Kinogänger zugänglich. Wer allerdings ein tiefergehendes Kinoerlebnis wie „Alles steht Kopf“ oder „Oben“ erwartet, wird enttäuscht. Dafür sind die Charaktere zu oberflächlich und die Auflösung zu simpel geraten. Alles in allem bietet „Onward – Keine halben Sachen“ aber höchst unterhaltsame 100 Minuten mit viel Schauwert und dem Herzen am rechten Fleck.

USA 2020, 100 Min.,
R: Dan Scanlon
FSK k.A., Wertung: 4/5 Punkten.