Mit dem gelungenen „Birds Of Prey“ baut der Comicverlag DC seine im Vergleich zur Marvel-Konkurrenz eher dürftige Kinoproduktion weiter aus

Im Oktober 2019 erhielt der berüchtigte Batman-Widersacher Joker einen kontrovers diskutierten Solofilm, der ohne Gothams dunklen Fledermaus-Ritter auskam. Nun folgt mit „Birds Of Prey“ ein Blockbuster, der die üblichen Verdächtigen ebenfalls ausblendet. Thema: Jokers große Flamme Harley Quinn.

Das war’s dann aber auch schon an Gemeinsamkeiten zwischen den Filmen. Denn wo Todd Phillips mit „Joker“ einen Charakterthriller im Stil des New Hollywood vorlegte, inszeniert Cathy Yan Gotham City als Rummelplatz, auf dem eine Extraportion Wahnsinn einfach dazu gehört.

In „Birds Of Prey“ ist Harley Quinn Teil eines flippigen DC-Ensembles

Das wundert nicht, immerhin bezieht sich der Film auf das flippige DC-Ensemble „Suicide Squad“ und nicht auf die geerdete „Dark Knight“-Trilogie von Christopher Nolan oder Phillips’ „Joker“. Entsprechend ironisch kommt die Comic-Sause daher, in der nicht nur der Scheinwerfer auf Harley Quinn gerichtet, sondern auch die Genese des Heldinnen-Kollektivs „Birds Of Prey“ geklärt wird.

Die Entscheidung, der Antiheldin Quinn einen Einzelfilm zu spendieren, greift den aktuellen Hollywood-Trend zu griffigen Frauenfiguren auf. Schließlich landete DC mit „Wonder Woman“ einen weltweiten Hit, dessen Erfolg sehr auf der emanzipatorischen Stoßrichtung fußte.

Fünf Frauen im Mittelpunkt

Der Ansatz wird nun potenziert, wenn neben der wie schon in „Suicide Squad“ von Margot Robbie verkörperten Quinn vier weitere Frauen auftreten, die den bösen Jungs zeigen, wo der Hammer hängt – das verheißt schon der Originalzusatztitel „And The Fantabulous Emancipation Of One Harley Quinn“.

Seit der Veröffentlichung von „Suicide Squad“ gehört Harley Quinn zu den beliebtesten Vorlagen für Kostüme und Cosplays – hier dargestellt von der Kölnerin Marie-Theres Weßeling bei einer Comic Convention in Bottrop.
Seit der Veröffentlichung von „Suicide Squad“ gehört Harley Quinn zu den beliebtesten Vorlagen für Kostüme und Cosplays – hier dargestellt von der Kölnerin Marie-Theres Weßeling bei einer Comic Convention in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Zu Beginn der episodisch aufgefächerten Story leidet die frühere Psychiaterin Harley Quinn an der Trennung von ihrer großen Liebe Joker und nutzt ihre Narrenfreiheit als Superschurken-Ex exzessiv aus. Doch als die jugendliche Taschendiebin Cassandra Cain (Ella Jay Basco) einen Diamanten des brutalen Black Mask (fies: Ewan McGregor) klaut, gerät Quinn in einen harten Unterweltkampf. Darin mischen auch die taffe Ermittlerin Renee Montoya (Rosie Perez), die Straßenkämpferin Black Canary (Jurnee Smollett-Bell) und die mysteriöse Huntress (die heimliche Heldin: Mary Elizabeth Winstead) mit.

Knallige Stilmittel und viel Spaß

Mit Hotpants und Zöpfen wütet sich Quinn durch Gotham City, wobei der Spaß mancher Gewaltspitzen zum Trotz dominiert. Robbie spielt die schrille Rolle passend extrovertiert, wenn sie eine Polizeistation mit einer Konfetti-Kanone erstürmt oder eine kurze Musical-Einlage performt. Filmisch setzt Cathy Yan das Chaos mit knalligen Stilmitteln wie Zeitraffern und einem launigen Soundtrack zwischen Techno und Rock in Szene. Gut ins Konzept passt der Running Gag um die vielen Leute, die regelmäßig erfolglose Rache-Attentate auf Quinn verüben. Noch besser passt eine Szene, in der eine Episode von „Tom und Jerry“ im Fernsehen läuft – ganz ähnlich tickt nämlich auch die Krawall-Struktur von „Birds Of Prey“.

USA 2020, 109 Min., R: Cathy Yan, D: Margot Robbie
FSK 16, Wertung: 4 / 5 Punkte