Geisterhorror in Endlosschleife: Was 2000 in Japan begann, setzt sich mit „The Grudge“ nun bereits zum zweiten Mal in Amerika fort.
Immerwährende Flüche verbreiten ihre Schrecken weit über ein Menschenleben hinaus. Daher passt es, dass die „The Grudge“-Reihe bereits eine Handvoll Filme umfasst: zwei Videoproduktionen und zwei Kinofilme aus Japan sowie ein lasches US-Remake von 2004. Der neue Film changiert nun irgendwo zwischen Neuauflage, Fortsetzung und erneutem US-Remake. Die Zwischenlage ergibt sich auch aus den Zeitsprüngen und der fragmentierten Erzählstruktur, womit die Reihe schon immer jonglierte.
Es liegt ein Fluch auf dem Haus mit der Nummer 44 am Reyburn Drive, der durch die US-Kleinstadt Cross River führt. Hierher gebracht wurde das Unheil von einer Japan-Reisenden. Seither stürzt die Präsenz alle Bewohnerinnen und Bewohner des Einfamilienhauses in den Wahnsinn – bis sie (Selbst-)Mörder werden und das verfluchte Haus für die nächsten Opfer freimachen.
„The Grudge“ beinhaltet Rückblenden
Aktuell untersuchen die neu nach Cross River gezogene Polizistin Muldoon (Andrea Riseborough) und ihr Partner Goodman (Demián Bichir) einen unnatürlichen Todesfall, der Parallelen zu einem früheren Mordfall aufweist. Muldoon, die kürzlich ihren Mann an den Krebs verloren hat, bringt die Ermittlung psychisch aus dem Lot.
Die Ermittlerin ist so etwas wie die Hauptfigur von „The Grudge“, auch wenn der Plot fortwährend zwischen verschiedenen Zeitebenen springt und somit auch ein episodischer Ensemblefilm ist. Die Haupthandlung spielt im Jahr 2006, die Rückblenden 2004 und 2005, als ein Makler, dessen schwangere Frau und ein älteres Ehepaar ebenfalls in jenem Haus leben und stückweise im Grauen versinken.
Konventionell, aber stimmig
Der neue, zweite „The Grudge“-Film aus den USA funktioniert deutlich besser als der generische Erstversuch. Regisseur und Co-Autor Nicolas Pesce („The Eyes of my Mother“) bleibt nah an den Standards des Genres und setzt diese atmosphärisch um.
Die verschachtelte Struktur täuscht allerdings kaum über die vielen Klischees und Standards hinweg. Wer das Genre kennt, dem kommt viel bekannt vor, zumal Pesce Schlüsselmotive der Vorgänger (Stichwort: Badewanne) unverändert neu auflegt. Auch die Überraschungsmomente, die zu häufig an erwartbaren Stellen erschallen, sitzen eher selten.
Desaströse Stimmung
Insgesamt verfehlen die altbewährten Horrormotive trotzdem nicht ihre Wirkung. Pesce taucht die Ereignisse in eine bedrohliche Atmosphäre, die auch vom starken Schauspielerensemble getragen wird. Dass die Charaktere allesamt straucheln, trägt zur desaströsen Stimmung bei. Hinzu kommen zünftige Verstümmelungsmomente, die weitgehend praktisch umgesetzt wurden. So ist „The Grudge“ ein befriedigender Horrorfilm, der mit etwas mehr inhaltlicher Eigenständigkeit noch besser wäre.
USA 2019, 94 Min., R: Nicolas Pesce, D: Tara Westwood, Junko Bailey, David Lawrence Brown, Andrea Riseborough, Demián Bichir
FSK 16, Wertung: 3 / 5 Punkte