Berlin. . „Spider-Man: Far From Home“ zeigt, dass auch Superhelden eines Tages mal erwachsen werden. Tom Holland schlüpft ins Spinnenkostüm.

Es ist schon anstrengend genug, ein ganz normaler Teenager zu sein – obendrein noch den Ansprüchen eines Superhelden gerecht zu werden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. In „Spider-Man: Far From Home“ ist es zum zweiten Mal der junge Schauspieler Tom Holland, der in die Rolle des Spinnenmanns Peter Parker schlüpft. Und eines steht fest: Seit seinem ersten Abenteuer („Spider-Man: Homecoming“) sind die Probleme nicht wirklich weniger geworden. Zumal er seinen einstigen Mentor und Kumpel Tony Stark, besser bekannt als „Iron Man“, aus Gründen, die sich erst kürzlich im finalen Teil der „Avengers“ offenbarten, nicht mehr an seiner Seite weiß.

Leidige Superheldenpflichten

Spider-Man ist auf sich allein gestellt und muss erwachsen werden. Darauf drängt auch Fury (Samuel L. Jackson) – der strenge Geheimdienst-Colonel, der einmal mehr den Superheldenladen des Marvel-Universums zusammenhält. Peters Highschool-Abschlussreise nach Europa geht daher nicht ganz so entspannt vonstatten wie gedacht. Denn wie soll man relaxen und sich gemeinsam mit den Mitschülern gediegenem Kulturprogramm hingeben, wenn ununterbrochen der grimmige Fury anruft und einen an die leidigen Superheldenpflichten erinnert?

Kurzum, es herrscht Personalnotstand an der Superheldenfront, daher muss Spider-Man auch im Venedig-Urlaub Dienst schieben. Dort kommt es schnell zu einem ersten gewaltigen Showdown: Eine finster entschlossene Monsterwelle entwickelt Bewusstsein und lebt ihren aquatischen Zerstörungstrieb hemmungslos an der italienischen Lagunenstadt aus. Allzu viel weiß Spider-Man dieser personifizierten Naturgewalt nicht entgegenzuhalten. Zum Glück aber stößt im allerletzten Augenblick ein geheimnisvoller Held hinzu. Er trägt den Namen Mysterio. Mit bärtiger Hemdsärmeligkeit verkörpert ihn Jake Gyllenhaal als Mann gewordene Laserkanone. Ein Spitzentyp, könnte man meinen, aber Spider-Mans neuer Buddy hat eine sehr spezielle Agenda ...

In „Spider-Man: Far From Home“ sind es technologische Segnungen, unter anderem auch die eines Tony Stark, die die Welt ihrem Untergang nahezubringen drohen. Bewaffnete Killerdrohnen, fliegende Projektoren und geifernde Hass-YouTuber drohen die Erde in eine unausgesetzte und gewalttätige Fake-News-Hölle zu verwandeln. Spider-Mans Gadgets versprechen diesmal keine Rettung. Um den Blick für die Wirklichkeit zu bewahren und um Gut und Böse auseinanderzuhalten, muss Peter Parker daher vielmehr den Kopf anstrengen.

Leben eines Heranwachsenden

Ein spezialeffektgeladenes Spektakel gehört natürlich zum Grundprogramm aller Marvel-Filme – so auch hier. Was aber „Spider-Man: Far From Home” zu einem wirklich gelungenen Film macht, ist die pointierte und ziemlich komische Inszenierung diverser Teenager-Querelen, die eben auch heranwachsende Superhelden plagen. Der neueste „Spidey“ ist daher im besten Sinne eine Highschool-Comedy im Gewand eines Actionkrachers. Clevere Dialoge und gewiefte Witzsalven wissen hier weitaus mehr zu unterhalten als die übliche Schlachtenroutine.

USA 2019, 129 Min., R: Jon Watts, D: Tom Holland, Zendaya, Jake Gyllenhaal, Cobie Smulders, Wertung: 4 / 5 Punkten.