Der Ableger „Bumblebee“ überzeugt mit Hailee Steinfeld in der Hauptrolle, mit viel Herz und wenig Effektgetümmel. Erzählt wir die Vorgeschichte
Kaum eine Kinoreihe steht so prototypisch für gehaltlose Zerstörungsorgien wie Michael Bays „Transformers“-Saga. In diesem Punkt übersteigt das Franchise auf Grundlage des 80er-Jahre-Spielzeugs von Hasbro sogar die aktuellen Superheldenfilme, da die immerhin den Anschein einer komplexen Erzählung wahren – und den Anspruch gelegentlich sogar erfüllen. Dass ungezählte Blechschäden und plattgewalzte Pyramiden trotz ausgefeiltester Effekte mit der Zeit an Reiz verlieren, zeigte das vergleichsweise maue Einspielergebnis des fünften „Transformers“-Ablegers „The Last Knight“.
Sauberer Neustart
Nun wurde die Reihe einer Frischzellenkur unterzogen. Statt Bay übernahm Travis Knight die Regie, dessen Stop-Motion-Meisterwerk „Kubo: Der tapfere Samurai“ 2017 eine Oscar-Nominierung erhielt. Und siehe da: Plötzlich erhalten die Charaktere Herz und Seele, statt im Effektgetümmel unterzugehen.
Die menschliche Hauptrolle übernimmt Hailee Steinfeld („True Grit“), die als die toughe Teenagerin Charlie auftritt. An ihrem 18. Geburtstag bekommt Charlie einen gelben VW-Käfer vom Schrottplatz, den sie mit Hilfe ihrer mechanischen Fertigkeiten fahrtüchtig macht. Bald stellt sie fest, dass in dem Auto der Kampfroboter B-127 alias Bumblebee steckt.
Das Maschinenwesen vom fernen Planeten Cybertron sollte auf der Erde eine Zuflucht für seinesgleichen aufbauen, wurde aber im Gefecht mit US-Militärs und einem nachgereisten Feind beschädigt. Als der Krieg zwischen den guten „Autobots“ und den bösen „Decepticons“ auf die Erde überzuspringen droht, gerät Charlie unverhofft in die Schusslinie.
Nahaufnahme
Hailee Steinfeld ist auch als Sprecherin in „Spider-Man: A New Universe“ zu hören.
Travis Knight arbeitete an „Coraline“ und „ParaNorman“ mit, bevor er mit „Kubo“ sein Regiedebüt gab.
Die Handlung spielt im Jahr 1987 und erzählt die Vorgeschichte zum ersten „Transformers“-Realfilm von 2007. Schon mit der Handlungszeit und der damit einhergehenden Ausstattung kehrt „Bumblebee“ zu den Anfängen der Spielzeug-Marke zurück, die ab 1984 mit einer Zeichentrickserie beworben wurde. In weiten Teilen kommt das Abenteuer einer launigen Hommage an die 80er-Jahre gleich: Charlie trägt Metal-Shirts und hört „The Smiths“, ihr Blechkamerad guckt „The Breakfast Club“ auf VHS und der nette Schrottplatzbesitzer fiebert bei „Alf“ mit.
Feinere Figuren
Auch die Erzählweise erinnert mehr an Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ als an die glatte Werbefilmoptik à la Bay. Die wohldosierten Actionszenen bleiben immer übersichtlich und lassen Luft zum Mitfiebern. Im Vergleich zum Vorgänger schenkt Knight der Figurenzeichnung deutlich mehr Beachtung.
Dabei steht die Verbindung zwischen der anfangs unzufriedenen Charlie, die ihren verstorbenen Vater vermisst, und dem gestrandeten Bumblebee im Mittelpunkt, während Nebenfiguren wie Charlies Schwarm Memo und der kernige Soldat Burns weniger bis gar kein Profil entwickeln. Dennoch: Wer einen Bogen um die bisherigen „Transformers“-Teile machte, kann diesem Ableger getrost eine Chance geben. Denn obwohl die Filme im selben Kosmos spielen, liegen Welten dazwischen.
USA 2018, 113 Min., R: Travis Knight, D: Hailee Steinfeld, Dylan O’Brien, John Cena, Justin Theroux FSK 12, Wertung: 4 von 5 Sternen