Der zweite Teil der „Phantastische Tierwesen“-Reihe zündet ein Effekt-Feuerwerk, kommt erzählerisch aber nur schleppend voran.

Die „Harry Potter“-Saga der britischen Autorin J.K. Rowling begleitete eine ganze Generation beim Aufwachsen. Die Lücke nach dem großen Finale schloss 2016 die zeitlich vor den bisherigen Kapiteln spielende Fortsetzung „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Obwohl dieser Prolog auf einem nur 128-seitigen Naturlehrbuch aus der „Potter“-Welt basiert, wurde die „Tierwesen“-Story großzügig auf fünf Kinofilme angelegt. Als zweites Glied in der Kette knüpft „Grindelwalds Verbrechen“ bruchlos an den Vorgänger an, bereitet künftige Ereignisse vor und muss zugleich eigenständig funktionieren. Ein schwerer Spagat, den der „Harry Potter“-erfahrene Regisseur David Yates mittelgut meistert.

Finstere Zeiten

Die wohl schönste Überraschung des Abenteuers ist der unerwartet eindrückliche Auftritt von Johnny Depp, der langsam Gefahr lief, als ewiger Jack-Sparrow-Imitator in die Filmgeschichte einzugehen. Depp spielt den bedrohlichen Bösewicht Gellert Grindelwald trotz schneeweißer Maske völlig ironiefrei.

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Eddie Redmayne erhielt für seine Rolle als Astrophysiker Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ 2014 einen Oscar.

2015 sorgte er als intersexuelle Malerin Lili Elbe in „The Danish Girl“ für Aufsehen.

Als der Zaubermeister Albus Dumbledore (Jude Law) von Grindelwalds Umtrieben erfährt, setzt er seinen Ex-Schüler Newt Scamander (Eddie Redmayne) auf den abtrünnigen Magier an. Immerhin gelang es Newt schon einmal, Grindelwald dingfest zu machen. Trotz Reiseverbots folgt der Magizoologe der Spur des Widersachers ins Paris des Jahres 1927. Mit dabei: Newts magischer Koffer voller Tierwesen und neue wie alte Bekannte wie Jacob Kowalski (Dan Fogler), Tina Goldstein (Katherine Waterston) und Leta Lestrange (Zoë Kravitz).

Zäher Magierkampf

Freilich bietet auch der neue Kinoeintrag in Rowlings Zauberuniversum wieder staunenswerte visuelle Effekte und Kulissen auf der Höhe der Zeit. Mehr als der erste Teil schwelgt der von Dunkelheit und Nebelschwaden durchzogene Fantasy-Blockbuster dabei in nostalgischen Anklängen an alte Zeiten.

Als die berühmte Zauberschule Hogwarts ihr Leinwand-Comeback feiert, ertönt statt der neuen Musik von James Newton Howard der originale „Harry Potter“-Score von John Williams.

Aller Schauwerte zum Trotz nimmt die Handlung um Grindelwalds Umsturzpläne nur schwerfällig an Fahrt auf. Schon die schiere Menge an Charakteren, bei denen nicht immer unmittelbar ersichtlich ist, welcher Agenda sie folgen, verhindert ein flottes Voranschreiten der Story.

Während die diversen Ministerien für Magie im Hintergrund paktieren und Grindelwald eine beachtliche Gefolgschaft um sich schart, hadert Newt mit seinen romantischen Gefühlen für Tina und umsorgt seine Tierwesen, von denen die kauzige Maulwurfente Niffler die meisten Auftritte absolviert. Erst sehr spät in den gut anderthalb Stunden des Films stellt sich der introvertierte Held aktiv auf eine Seite – und dann ist der mit einem Cliffhanger endende Kinozauber schon wieder vorbei.

GB/USA 2018, 134 Min., R: David Yates, D: Eddie Redmayne, Johnny Depp, Jude Law
FSK 12, Wertung: 3 von 5 Sternen