Ryan Reynolds ist wieder als Deadpool auf der Leindwand zurück. „Deadpool 2“ variiert das übliche Comic-Helden-Rezept mit viel Zynismus.

Kein Genre prägt das aktuelle Blockbustersegment so stark wie das der Superheldenfilme – und kaum ein Genre wirkt so homogen, denn die weltumspannenden Plots und epischen 3-D-Schlachten von Marvel und DC laufen meist eher nach dem selben Prinzip ab. 2016 rüttelte die Parodie „Deadpool“ das Getöse mit brachialer Selbstironie durch. Der zotig-respektlose, teils zynische Ton und das originelle Spiel mit der Metaebene kamen an und bescherten dem Studio Fox einen überraschenden Sommerhit.

Im Ableger zu den mutierten X-Men spielt Ryan Reynolds den Ex-Söldner Wade Wilson, der nach einem Experiment übermenschliche Selbstheilungskräfte entwickelt. Fortan verbirgt er sein Gesicht unter einer Maske, quetscht seinen tumorübersäten Körper in einen rot-schwarzen Heldendress und legt reihenweise Bösewichte um.

Überraschende Haken

Die Fortsetzung inszenierte der „Atomic Blonde“-Macher David Leitch, ein ehemaliger Stuntman und laut Vorspann einer der Kerle, die den Hund in „John Wick“ getötet haben. Die Actionsequenzen, fast ausnahmslos Prügeleien, wirken durch die Expertise des Regisseurs sehr direkt und übersichtlich, weit weniger abgehoben als sonst. Auffällig ist der hohe, comichaft überspitzte Grad an Gewalt, wenn abgerissene Körperteile durch die Luft wirbeln oder einer im Häcksler zu rotem Brei zerstückelt wird.

Der Plot erfrischt allein schon, weil hier mal nicht das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel steht. Stattdessen geht Wade auf eine persönliche, geradezu bescheidene Mission. Nach einem Verlust versinkt der Selbstheiler in Trauer. Im Team der X-Men will Deadpool neuen Lebensmut schöpfen, doch er kämpft zu dreckig und landet mit dem fülligen Jungen Russell (Julian Dennison), der Feuerbälle verschießen kann, in einer Hochsicherheitszelle. Dann gibt es noch einen perversen Heimleiter, einen sanften X-Men-Riesen und eine junge Mutantin sowie – als Gegenspieler – den zeitreisenden, bei Comicfans beliebten Telepathen Cable (cool: Josh Brolin).

Infos zum Comic

Deadpool debütierte 1991 in Band Nr. 98 der X-Men-Comicserie „New Mutants“, 1997 erhielt er eine eigene Heftreihe.

Im Kino trat der (Anti-)Held erstmals 2009 in „X-Men Origins: Wolverine“ auf.

Auf wen Cable es warum abgesehen hat und was sich daraus entwickelt, überrascht mit vielen smarten Wendungen. In dieser Hinsicht legt das unberechenbare Skript selbst im Vergleich zum ersten Teil noch einmal eine Schippe drauf.

Innovativ und ziemlich clever

Inszenatorisch schlägt David Leitch in dieselbe Kerbe wie zuvor Tim Miller und würzt die Story mit popkulturellen Referenzen an Star Wars oder den Terminator und den dreist-pubertären Gags des titelgebenden Sprücheklopfers. So dienen die genretypischen Superzeitlupen nicht allein nur als visueller Spaß, sondern bieten Deadpool eine willkommene Gelegenheit, das Geschehen und die Erwartungshaltung an ein Kinosequel live zu kommentieren. Vom Intro im 007-Stil über eine groteske Nachstellung des berüchtigten Beinüberschlags aus „Basic Instinct“ bis hin zum launigen Soundtrack mit viel Dubstep, Céline Dion oder AC/DC unterhält „Deadpool 2“ kurzweilig, oft innovativ und insgesamt ziemlich clever.