Essen. Wenn in Flake ein Schiff abhebt, stecken garantiert "Wickie und die starken Männer" dahinter - ein spaßiger Familienfilm von Michael "Bully" Herbig.
Ein echter „Bully”, das ist längst ein fester Begriff. Er steht für die Belebung einer in die Jahre gekommenen Fernsehinstitution durch parodistischen Zugriff. Winnetou, Raumschiff Enterprise und die Kaiserin Sissi sind in der „Bully”-Parade schon durch. Doch als vor einer Weile die Rede auf den frühen Fernsehserien-Helden „Wickie” kam, da wurden Bedenken laut. Die pfiffige Kultfigur unserer alten Kinderstunden-Tage in den Händen eines Witzemachers, dem kein Andenken heilig ist?
Entwarnung! „Wickie und die starken Männer” ist von den üblichen Herbig-Parodien immerhin so weit entfernt wie das Wikingerdorf Flake vom Bayerischen Walchensee, wo die Sause gedreht wurde. Ein für bullysche Verhältnisse regelrecht artiges und solides Familien-Entertainment. Sponsored by Überraschungsei.
Eltern werden sentimental
Vom Zeichentrick zum Actionkick: Eine Mischung aus „Fluch der Karibik” und „Kevin allein zu Haus” hatte der Regisseur im Sinn, als er sich seine weitgehend neu erfundene Kurzfassung des Serienrenners schrieb; realisiert mit den Möglichkeiten der deutschen Filmförderung. Da hat das Steinewettschleppen mit Papa Halvar (Waldemar Kobus) trotz digitaler Unterstützung immer noch den nostalgischen Charme einer „Spiel ohne Grenzen”-Übertragung.
Elternaugen glänzen da leicht sentimental. Aber auch Kinder werden ihren Spaß haben an Jonas Hämmerle, dem Cleverle, der den altmodischen Gestus der Geschichte mit dem Selbstbewusstsein des modernen Computerkids verbindet und den ollen Wikingern problemlos zeigt, wie man einen Goldschatz findet.
Günther Kaufmann im Fatsuit
Nebenbei wird noch eine Entführung beendet, ein Schiff zum Abheben gebracht und so mancher Bösewicht mehr verbeult als es die Maske schon versucht hat: Jürgen Vogel zum Beispiel als stotternder „Pipipipirat” mit den schwärzesten Zahnstümpfen seit Erfindung der Karies. Fassbinder-Schwergewicht Günther Kaufmann als Schrecklicher Sven im Fatsuit, der nach den mageren Tagen im Dschungel-Camp nötig war. Und die Wikinger-Azubis, die sich zottelhaarig im Kopfnüsseverteilen und Witzeplattschlagen üben.
Weil es für einen echten „Bully” ganz ohne Herbig an den Kinokassen aber brenzlig werden könnte, hat sich der Wickie-Fan noch eine kleine Rolle als feuriger Berichterstatter des „Königlich Spanischen Depeschendienstes” dazuerfunden. 23 Millionen Menschen haben die drei letzten Herbig-Filme im Kino gesehen. Wenn die nun alle noch ihre Kinder mitbringen, wird die Bully-Rechnung wohl aufgehen.