Ein Hauch von Diesel umweht die ungewöhnliche DVD-Box von "Death Proof". Aber auch der Inhalt des Films von Kult-Regisseur Quentin Tarantino ist explosiv
Diesen Film riecht man schon, bevor man ihn sieht: Die DVD-Sammlerbox von Quentin Tarantinos Film "Death Proof" über heiße Autos und ebensolche Mädels umgibt ein Hauch von Diesel. Die Box selbst gleicht einem Benzinkanister. Gute Verpackung für einen explosiven Film!
Fast sind es zwei. Denn die zweite DVD mit dem Zusatzmaterial ist beinahe schon wieder ein eigener Film. Sie enthält jede Menge Sequenzen, die zeigen, wie die brandgefährlichen Crash-Szenen gedreht wurden, und Interviews, in denen erzählt wird, wie sich die Stuntleute dabei gefühlt haben. Für Kult-Regisseur Tarantino ("Pulp Fiction", "Kill Bill") arbeiteten natürlich die besten Autostuntfahrer weltweit.
Interessant ist, dass vielen Tarantino-Fans in "Death Proof" zu viel gequatscht wurde, bevor es zur Sache geht. Aber das ist natürlich wohl durchdacht und dient dazu, die Figurenkonstellationen und Charaktere herauszuarbeiten. So fühlen sich die drei Mädels, die anfangs in "Death Proof" losfahren, als die coolsten überhaupt. Das kann aber erst klar werden, wenn sie lang und lässig (und schmutzig) über Typen reden.
Einen Typen, der der Zeitmaschine entsprungen zu sein scheint, treffen sie dann in einer Bar: Stuntman Mike (Kurt Russell). Der Mann mit der langen Narbe im Gesicht scheint mit seinen Stunt-Glanzzeiten der 60er und 70er Jahre diesen hippen Girls nicht die Caipirinha reichen zu können. Bis sie am eigenen Leib erleben, wer der Durchgeknalltere ist. Nicht umsonst betont Mike, dass sein aufgemotzter Wagen "Death Proof", also todsicher sei.
Im zweiten Teil des Films wiederholt Tarantino dann geschickt eine ähnliche Handlung mit einer anderen Mädchen-Gang. Nur befinden sich darunter Stuntfrauen. Und damit geht der Crash der fetten Autos deutlich anders aus.
Man sollte übrigens die amerikanische Tonspur des Films hören, denn Slang und Sprachmodulation geben den einzelnen Figuren erst den richtigen Pfiff. Wie Russell das Abgeklärte, lauernd Gefährliche des Stuntman Mike allein mit der Stimme herausarbeitet - erstklassig (und leider in der deutschen Synchronisation nicht vergleichbar).
Man sollte vor allem die zweite DVD mit dem Zusatzmaterial sehen, um zu verstehen, wie überlegt der Perfektionist Tarantino auch bei diesem Filmprojekt vorgegangen ist. Die Stuntfrau Zoe Bell, die hier die junge Frau spielt, die sich auf das Auto binden lässt, das bei 130 Stundenkilometern mehrfach in voller Fahrt gerammt wird, ist übrigens diejenige, die Uma Thurman in allen Kampfszenen von "Kill Bill" gedoubelt hat. Putzig: Zoe Bell sagt im DVD-Bonus, die größte Angst in "Death Proof" habe sie bei ihren Sprechszenen gehabt.
Tarantino, ein absoluter Kenner der Filmgeschichte, erzählt, er habe für die Auto-Verfolgungsjagden keine Stadt (etwa New York oder San Francisco) als dritten Hauptdarsteller gesucht wie in "French Connection" oder "Bullitt", sondern lieber auf eine weite Landschaft wie in "Mad Max" gesetzt. Bei Tarantino ist die Action noch echte Handarbeit, kommt nicht aus dem Computer: Beim spektakulärsten Crash zweier Autos schwebte ihm vor, dass Russells Wagen nach mehreren Überschlägen auf dem Dach liegen bleiben sollte, und zwar auf einer nur sechs Meter breiten Straße. Muss man noch sagen, dass Tarantino immer das bekommt, was er verlangt?