Essen. Heute jährt sich der Tod des Schauspielers Heath Ledger. Die erste Biografie über ihn kam am 7. April 2008 raus. Da war er keine drei Monate tot. Der frühe Tod von Berühmtheiten hat einen paradoxen Effekt: Das Objekt der Bewunderung wird menschlicher und gleichzeitig mythischer.

Heath Ledger
Heath Ledger "Joker" in "The Drak NighT". Foto: AP © AP

2004 bat der Verlag einer Kurt-Cobain-Biografie den Sänger Mark Everett (Eels) um ein Zitat für den Umschlag. Everett schrieb: „Please don’t do this to me after I kill myself.“ Der Satz wurde nicht gedruckt. Dabei war er das Respektvollste, was man zehn Jahre nach Cobains Tod zu diesem Thema sagen konnte.

Heute jährt sich der Tod des Schauspielers Heath Ledger. Die erste Biografie über ihn kam am 7. April 2008 raus. Da war er keine drei Monate tot. Inzwischen gibt es drei weitere Bücher über ihn. Sollte dieser Trend weitergehen, müsste es in drei Jahren 12 Biografien geben. Wahrscheinlich werden es sogar mehr sein.

Ledger war mindestens so gut wie einst Jack Nicholson

Szene aus dem Film Brokeback Mountain. (c) imago
Szene aus dem Film Brokeback Mountain. (c) imago

Um ehrlich zu sein, mir war Ledger vor seinem Tod nicht besonders aufgefallen. Ich hatte den Film „Brokeback Mountain“ gesehen, fand die Geschichte mit den schwulen Cowboys hanebüchen, Ledgers Rolle aber gut gespielt. Als Batman posthum rauskam, hieß es überall, die Rolle des Jokers sei umwerfend interpretiert. Ich war ein bisschen skeptisch, aber es stimmte. Ledger war mindestens so gut wie einst Jack Nicholson, wenn nicht besser.

Trotzdem hätte mich der Tod eines 28jährigen in meiner Nachbarschaft mehr getroffen. Ich meine das nicht respektlos. Ich will damit nur sagen: Ich kannte Ledger bloß aus Filmen, aus Rollen. Wie er wirklich war – keine Ahnung. Ich glaube, genau das wollte Mark Everett mit seinem Cobain-Klappentext sagen: Ich habe diesen Mann nie getroffen. Ich weiß nicht, welche Probleme er hatte und warum er sich umgebracht hat. Deshalb mische ich mich nicht ein.

Die Anteilnahme auch oft ehrlich

Die Ironie am Fall Cobain ist doch, dass der Ruhm, der ihn offenbar erdrückt hat, nach seinem Tod noch viel größer geworden ist. Dabei wollten weder er noch Ledger ins Pantheon toter Jungstars. Soviel darf man mit Sicherheit behaupten.

Wahrscheinlich kann man nicht erwarten, dass Menschen, die zu Lebzeiten so große Aufmerksamkeit genießen wie Musiker oder Schauspieler, nach ihrem Tod plötzlich in Ruhe gelassen werden. Und natürlich ist die Anteilnahme auch oft ehrlich und nicht nur Teil einer Vermarktungsmaschine. Doch warum steigt die Bewunderung so sprunghaft nach dem Ableben? Warum hängen sich junge Mädchen plötzlich Heath-Ledger-Poster auf, obwohl sie den Namen vorher kaum kannten? Weil Stars auch normale Probleme haben, manchmal sogar gravierende?

Der frühe Tod von Berühmtheiten hat einen paradoxen Effekt: Das Objekt der Bewunderung wird menschlicher und gleichzeitig mythischer. Letzteres liegt daran, dass sich die Projektionsfläche nicht mehr wehren kann, dass der Star die vermutete Seelenverwandtschaft weder bestätigen noch widerlegen kann.

Im Grunde ist der echte Heath Ledger jetzt noch unbekannter als je zuvor.

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