Los Angeles. In der Nacht findet in Los Angeles die 66. Verleihung der Golden Globes statt. Auch der deutsche Film "Der Baader Meinhof Komplex" von Produzent Bernd Eichinger hat Aussicht auf eine Trophäe.
Nach einem Jahr Abstinenz und mitten in der Wirtschaftskrise gibt es in Hollywood wieder ein rauschendes Fest mit reichlich Prominenz: die 66. Verleihung der Golden Globes, dem begehrtesten Filmpreis nach dem Oscar. Sowohl das frühere Titanic-Pärchen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio als auch "Brangelina" - die Eheleute Angelina Jolie und Brad Pitt - nehmen am Sonntagabend (Ortszeit) an der Verleihung in Los Angeles teil. Auch eine deutsche Filmproduktion hat Chancen auf einen der Kritikerpreise.
Im vergangenen Jahr machte ein Streik der Drehbuchautoren der Golden-Globe-Verleihung einen Strich durch die Rechnung. Anstatt des pompösen und live übertragenen Gala-Dinners gab es nur eine eilig einberufene Pressekonferenz. In diesem Jahr solle die Show dafür noch größer und besser werden als in den Vorjahren, versprechen die Organisatoren. Der einzige Moll-Ton in der Feier wird wohl die posthume Verleihung eines Golden Globes an Heath Ledger für dessen Rolle als Joker im jüngsten "Batman"-Film sein.
Schlinks "Der Vorleser" unter den Favoriten
Die deutschen Hoffnungen konzentrieren sich auf zwei Filme: "Der Baader Meinhof Komplex" von Produzent Bernd Eichinger und "Der Vorleser" nach der Romanvorlage von Bernhard Schlink. Die Verfilmung von Schlinks Bestseller mit Kate Winslet in einer der Hauptrollen gilt als einer der Favoriten bei der Verleihung. Das RAF-Epos indes konkurriert um den begehrten Preis des besten fremdsprachigen Films. Der Film zeigt die Ereignisse der Jahre des RAF-Terrors, von 1967 bis 1977. Von Martina Gedeck als Ulrike Meinhof über Moritz Bleibtreu als Andreas Baader bis zu Bruno Ganz als BKA-Chef Horst Herold stehen dabei fast nur namhafte Schauspieler auf der Besetzungsliste.
Doch vor allem zwei Mitbewerber könnten den Deutschen einen Strich durch die Rechnung machen: Zum einen der Mafiafilm "Gomorrha" nach der gleichnamigen Bestsellervorlage von Roberto Saviano und zum anderen "Waltz with Bashir", ein dokumentarischer Trickfilm, der sich mit den Folgen der Stationierung eines israelischen Soldaten im Libanon beschäftigt. Die Aktualität des Nahost-Konflikts könnte dem Film von Regisseur Ari Folman zusätzlichen Auftrieb verleihen. Die Golden Globes gelten zudem als Gradmesser für die begehrtesten Filmtrophäen, die Oscars, die am 22. Februar verliehen werden.
Winslet und DiCaprio wieder gemeinsam vor der Kamera
Brad Pitt hofft für seine schaustellerische Darstellung in dem Filmdrama "Der seltsame Fall des Benjamin Button" auf eine Ehrung. Angelina Jolie tritt mit ihrer Rolle in "Der fremde Sohn" gegen namhafte Konkurrentinnen an, darunter Meryl Streep ("Glaubensfrage") oder Anne Hathaway ("Rachels Hochzeit"). Auch Kate Winslet kann sich für ihre Rolle in "Zeiten des Aufruhrs" Hoffnung auf die Auszeichnung als beste Schauspielerin in einem Filmdrama machen. Für den Film stand sie wieder mit Leonardo DiCaprio vor der Kamera, der für seine Rolle ebenfalls nominiert ist und damit unter anderen gegen Pitt antritt.
Meryl Streep ist auch auf der humorvolleren Seite nominiert - für ihre Rolle in "Mamma Mia". Der Musical-Film könnte sogar als beste Komödie ausgezeichnet werden. Doch auch Woody Allens herzhaft bissige Liebeskomödie, "Vicky Christina Barcelona", gilt als aussichtsreicher Kandidat. Mit einem Jahr Verspätung darf auch Regisseur Steven Spielberg auf eine Auszeichnung hoffen. Er soll für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden.
Die Golden Globes werden von der Vereinigung der Auslandspresse in Hollywood (HFPA) verliehen, einem Zusammenschluss von rund 90 seit langem in Hollywood arbeitenden Journalisten. Die Verleihung wird in USA live von NBC übertragen und erreicht regelmäßig ein großes Millionenpublikum. In Deutschland wird die Gala im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles am frühen Montagmorgen von ProSieben übertragen. (AP)