Essen. Anke Engelke gibt in „Frau Müller muss weg!“ die zickige Eltern-Anführerin, die mit der Klassenlehrerin ihrer Kinder nicht einverstanden ist.
Nachdem seine beiden letzten Filme, die Verfilmung des Romans „Schoßgebete“ sowie die Komödie „Hochzeitsvideo“, die Kinokassen kaum gefüllt haben, ist Regisseur Sönke Wortmann vorsichtig geworden. Sein neuer Film „Frau Müller muss weg“ basiert auf einem äußerst erfolgreichen Theaterstück, das der keiner gesellschaftlichen Problematik ausweichende Erfolgsautor Lutz Hübner verfasst hat.
Und wie fügt es sich da, dass Wortmann selbst diese schulische Tragikomödie bereits 2012 in Berlin inszeniert hat. Doch solche Absicherungen können auch fatale Folgen haben. Ganz vorsichtig erweitert Wortmann hier zwar die Spielfläche in einer Grundschule, entlässt die handelnden Figuren auch schon mal aus der Enge eines einzigen Klassenzimmers in andere Räumlichkeiten des Gebäudes. Trotzdem verfliegt hier niemals so ganz der Geruch nach verfilmtem Theater. Dass „Frau Müller“ dann doch noch zu einem halbwegs vergnüglichen Abend gedeiht, das liegt an den motivierten Schauspielern und an einem Thema, das Eltern zu Hyänen werden lässt – das Halbjahreszeugnis in der vierten Klasse.
Klassenkasper mit ADS
Hier entscheidet sich der weitere schulische Lebensweg der Kinder, die natürlich alle aufs Gymnasium sollen, ob sie da nun hingehören oder nicht. Eine Gruppe von solchen Eltern will angesichts wachsender schlechter Noten ihrer Sprösslinge nun die Reißleine ziehen. Die Delegation, angeführt von der bärbeißigen Jessica (ganz kaltschnäuzige Zicke: Anke Engelke) fordert die Lehrerin (Gabriela Maria Schmeide) unverblümt auf, die Klasse abzugeben. Doch das lässt sich die Pädagogin nicht gefallen, haut den Eltern stattdessen Wahrheiten über deren missratene Racker um die Ohren („Klassenkasper mit ADS“), verlässt den Raum und vergisst ihre Tasche.
Und die Eltern? Die warten auf die Rückkehr der vergesslichen Dame und lassen dabei nun unliebsame Wahrheiten ebenso hochkochen wie alte Affären. Das Problem Schule wandelt sich zum Problem Elternhaus, denn Schüler sind offensichtlich ein Abbild der dortigen Verhältnisse. Doch Stück-Autor Hübner sucht in all der, schließlich auch handgreiflichen Verzweiflung immer mehr die Komik als das Drama. Das könnte bei dieser Thematik möglicherweise einen Erfolgsfilm ergeben.
Wertung: drei von fünf Sternen