Essen. . In dem Film “The Loft“ wird nach dem Mörder einer jungen Frau gesucht. In den Fokus geraten fünf Freunde – einer von ihnen muss der Täter sein.

Erik Van Looys amerikanisches Remake seines sechs Jahre alten belgischen Thrillers „Loft – Tödliche Affären“ beginnt wie ein klassischer Film noir. Es ist Nacht, und natürlich regnet es stark. Ein Mann stürzt aus dem obersten Stock eines luxuriösen Appartementhauses.

Ein anderer, der nur schemenhaft zu erkennen ist, steht währenddessen oben an der Brüstung und beobachtet, wie der Körper schließlich auf einem Autodach aufschlägt. Sirenen erklingen. Dann springt der Film in der Zeit zurück, und schon beginnt ein extrem verschachteltes Spiel aus Rückblenden und Geständnissen, die nicht selten mehr verschweigen als sie preisgeben.

Ein Mann ohne Skrupel

Der enorm ehrgeizige und keinerlei Skrupel kennende Architekt Vincent Stevens (Karl Urban) hatte eine anscheinend perfekte Idee. Er weiß genau, in der Regel stolpern untreue Ehemänner über Kleinigkeiten wie Kreditkartenabrechnungen. Wer dagegen keine Spuren hinterlässt, wird auch nicht von seiner Frau überführt. Also hat er heimlich das Penthouse-Appartement in seinem neuesten Entwurf gekauft.

Das luxuriöse Loft hoch über der Stadt soll ein Refugium sein. Ein Ort, an dem alles möglich ist, aber nicht nur für Vincent. Auch seine vier besten Freunde sollen dort ihren privaten Vergnügungen nachgehen können, ohne Risiko und ohne Reue. Ausgerechnet auf dessen Hochzeit überreicht er dem unsteten, zu Gewaltausbrüchen und Drogenexzessen neigenden Filip (Matthias Schoenarts) den Schlüssel und den Sicherheitscode für das Appartement. Auch Chris (James Marsden), Luke (Wentworth Miller) und Marty (Eric Stonestreet) bekommen an diesem Nachmittag ihre Schlüssel. Einige Monate läuft alles, wie es sich Vincent und die anderen vorgestellt hatten. Doch dann verwandelt sich ihr heimliches Paradies mit einem Schlag in die Hölle. Eine junge Frau liegt tot, allem Anschein nach ermordet, auf dem Bett, das von Anfang an das Zentrum der Wohnung war.

Gier nach Geld, Macht und Sex ist die einzige Triebfeder

Und es gibt keinen Zweifel: Einer der fünf Freunde muss verantwortlich sein. Also verdächtigt von diesem Moment an jeder jeden. Schon das belgische Original war letztlich ein Film über eine aus ihren Fugen geratene Welt, in der niemand mehr auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen seines Handelns verschwendet. So ist es nun auch in „The Loft“. Die Gier nach Geld, Macht und Sex ist die einzige Triebfeder, die Männer wie Vincent und Filip noch haben. Erfolg ist alles für sie. Und was noch wichtiger ist, ihr Erfolg gibt ihnen das Gefühl, unangreifbar zu sein.

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Karl Urban geht ganz auf in dieser Arroganz der Macht. Mit jedem Wort und jeder Geste manipuliert Vincent nicht nur seine Freunde. Urban hat zugleich immer auch das Publikum auf der anderen Seite der Leinwand im Visier. Er versteht es auf grandiose Weise, einen in den Bann dieses zynischen Machtmenschen zu ziehen. Und dafür muss er Vincents dunkle Seiten nicht einmal herunterspielen. Im Gegenteil, er kehrt sie sogar lustvoll heraus und befeuert so die Sehnsucht nach Verantwortungslosigkeit. Insofern ist dieser Architekt, dessen Begierden keine Grenzen kennen, ohne Frage ein Mensch unserer Zeit. In ihm bündeln sich all jene egoistischen und zerstörerischen Tendenzen, die seit Jahren das Leben in den westlichen Gesellschaften so nachhaltig prägen.

Nur einer kann sich behaupten

Dem gewissenlosen Vincent stellt Erik Van Looy den ständig mit sich selbst und seinen Dämonen ringenden Psychiater Chris zur Seite. James Marsden stattet diesen zerrissenen Mann, der den Schlüssel zum Loft zunächst ablehnt und dann doch schwach wird, mit eben jener Strahlkraft aus, die auch Karl Urbans Spiel prägt. Anders als Wentworth Miller, Eric Stonestreet und Matthias Schoenarts, die letzten Endes Mitläufer verkörpern und angesichts von Urbans verführerischer Dämonie nahezu verblassen, kann sich Marsden behaupten.

Er ist der eine in der Clique, mit dem man sich gerne identifiziert. So trägt Van Looy den zentralen Konflikt des Films direkt ins Innere des Betrachters. Der Faszination für den hemmungslosen Manipulator Vincent steht die Sympathie für Chris gegenüber, der versucht, das Richtige zu tun, und doch immer ins Straucheln gerät. Man wird wieder und wieder zwischen diesen Polen hin und her gerissen, bis jede Gewissheit verloren geht. Wer weiß schon, wie er handeln würde, wenn sich eine Gelegenheit bietet wie Stevens Loft.

Wertung: drei von fünf Sternen