Der Chinesische Nationalcircus kommt 2013 mit dem neuen Programm „Feng Shui - die Balance des Lebens“ auf Tournee. Die Artisten-Elite aus dem Reiche der Mitte präsentiert zur Musik von Konstantin Wecker u.a. Teller-Stab-Jonglage, Menschenpyramiden, Kampfkunst oder die Nummer „Chinese Poles“, bei der sich die Artisten in menschliche Flaggen verwandeln.
Kontorsionistin, zu deutsch etwa: Schlangenfrau. Was das bedeutet, kann Sun Qing Qing selbst in „Zivil“ – mit Jeans, Bluse und Straßenschuhen bekleidet – schnell veranschaulichen: Flugs reckt sie das linke Bein zu einem perfekten senkrechten Spagat, den sie auf einem Fuß stehend problemlos ausbalanciert.
30 Jahre alt ist die zierliche Chinesin, die „Großmutter der Schlangenmädchen“, wie sie nicht ohne Koketterie bekennt – und Chefchoreographin des Chinesischen Nationalcircus, der bald Station in Hagen, Soest, Essen und Lünen macht.
Ihr akrobatisches Handwerk hat sie buchstäblich von der Pike auf gelernt. Gerade mal acht Jahre alt war Qing Qing, als sie in die Talentschmiede der Akrobatenschule von Tianjin eintrat. Täglich (außer sonntags) zehn Stunden lang pendelte sie fortan zwischen Trainings- und Klassenräumen, wurde in allen Sparten der Akrobatik ausgebildet, eine Artistin des Volkes. Auf einem Weg, der nicht frei von Schmerzen war. „Einmal sollte ich ein Tablett mit Gläsern balancieren, es fiel zu Boden“ , erinnert sie sich. „Meine Lehrerin hat mir verboten, die Scherben aufzufegen – ich musste weiterüben.“ Was in unseren Ohren grausam klingt, bewertet sie in der Rückschau eher gelassen: „Diesen Fehler habe ich jedenfalls nie wieder gemacht.“ Mit viel Disziplin brachte es Qing Qing unter die 300 besten Artisten des Milliardenvolkes, was ihr Ruhm und Wohlstand bescherte.
Doch das allein genügte ihr nicht. Sie bildete sich fort, lernte Fremdsprachen, studierte Tanz und Maskenbild – und fand schließlich im Clown, Produzenten, PR-Manager und China-Verrückten Raoul Schoregge einen Seelenverwandten. Gemeinsam wollen die beiden nun Tradition und Moderne versöhnen, möchten die uralte Kultur Chinas in einem bunten Showprogramm vermitteln.
„Eine persönliche, menschliche Show“ sei das, sagt Schoregge, der die Produktion anno 2000 übernahm und somit das Erbe der „Begnadeten Körper“ André Hellers antrat, mit dem er in den 80er und 90er Jahren zusammenarbeitete.
„Feng Shui – Balance des Lebens“ heißt das aktuelle Programm, das 2013 in 140 Städten aufgeführt wird. Rund 30 Artisten sind beteiligt. Mit Teller-Stab-Jonglage, mit Menschenpyramiden, mit Kampfkunst oder „Chinese Poles“, bei denen sich Artisten dank unglaublicher Körperspannung in menschliche Flaggen verwandeln. Spektakulär auch das „Hoop Diving“: Akrobaten springen in schwindelnder Höhe durch schmale Reifen.
Die Musik zum zirzensischen Spektakel stammt übrigens von Konstantin Wecker. Was nur auf den ersten Blick überraschen kann, denn der Sänger beschäftigte sich intensiv mit fernöstlicher Philosophie. „Eines fügt sich doch zum andern, nichts besteht für sich allein, Flüsse, die getrennt mäandern, leiben sich dem Meere ein“, sang er 2011 in „Wut und Zärtlichkeit“. Schöner kann man das Prinzip des Yin und Yang kaum beschreiben.
Der Chinesischer Nationalcircus auf Tournee:
16.1. Hagen (Stadthalle),
1.2. Soest (Stadthalle),
7.2. Essen (Colosseum Theater),
8.4. Lünen (Heinz-Hilpert-Theater). Karten (ca. 19-50 €) gibt’s in unseren TICKET-SHOPs: Tel. 0201 / 804 60 60, www.DerWesten.de/tickets