Essen. 22 Jahre nach dem ersten „Pokémon Snap“ hat Nintendo nun den Nachfolger für die Switch veröffentlicht. Das Spiel ist vor allem grafisch gelungen.

„Schnapp sie dir alle!“ – das traditionelle Prinzip der Pokémon-Videospielreihe findet im neuesten Ableger „New Pokémon Snap“ ausnahmsweise keine Verwendung. Denn gefangen wird hier keines der mal sehr kleinen, mal sehr großen Monster aus Japan. Stattdessen müssen 214 verschiedene Arten in der sogenannten Lentil-Region fotografiert werden. Mit dem Vorgänger „Pokémon Snap“ gelang Nintendo 1999 auf der legendären N64-Konsole ein Überraschungshit. 22 Jahre später steht nun endlich ein Nachfolger in den Regalen, sinngemäß für die Switch.

Das Spiel funktioniert dabei nach dem altbekannten Muster: Mit unserem „Neo One“ genannten Fahrzeug fahren, schweben oder schwimmen wir in mäßigem Tempo automatisch auf festen Strecken durch verschiedene Areale wie Wälder, Meere oder Sandwüsten und müssen jedes Pokémon in vier verschiedenen Posen knipsen. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen uns Äpfel als Wurfgeschoss oder Futter, eine abspielbare Tonmelodie, ein Kamera-Scan und Lumina-Kugeln zur Verfügung. Letztere lassen die Pokémon nach einem Wurftreffer in anderen Farben aufleuchten.

Ständig neue Entdeckungen

Viele Strecken gibt es in einer echtzeitunabhängigen Tag- und einer Nacht-Variante – logischerweise verhalten sich die Zielobjekte je nach Tageszeit verschieden oder tauchen erst gar nicht vor unserer Linse auf. So schlängelt sich beispielsweise das giftige Kobra-Pokémon Arbok tagsüber zügig durch den dichten Dschungel, während es nachts seelenruhig auf einem Baumstamm schlummert. Das Eulen-Pokémon Hoothoot lässt sich hingegen wenig überraschend bei Tageslicht überhaupt nicht blicken.

Auch interessant

Zusätzlich zu den unterschiedlichen Tageszeiten lassen sich über die per Knopfdruck auszulösende Kamera-Scan-Funktion immer wieder neue Wege auf den einzelnen Strecken entdecken, wodurch keine Fahrt der anderen gleicht. War der Nintendo-64-Vorgänger nach lediglich sechs bis sieben Stunden durchgespielt, benötigt man bei „New Pokémon Snap“ schon mehr als die doppelte Zeit, um alle Monster überhaupt einmal vor die Linse zu bekommen – Langzeitspaß ist somit garantiert.

Der Weg zum besten Foto ist manchmal steinig

Komplex wird es in den „Lumina-Leveln“: Hier müssen seltene Pokémon in bestimmten Situationen erst zum Leuchten gebracht und dann fotografiert werden. Der Weg zum perfekten Motiv ist meist kein einfacher, der Einsatz der bereits erwähnten Hilfsmittel in einer bestimmten Reihenfolge wird hier zum notwendigen Geschicklichkeitstest, bei dem auch langjährige Pokémon-Fans des Öfteren ins Grübeln kommen.

Mit Äpfeln kann man die Pokémon entweder füttern oder bewerfen.
Mit Äpfeln kann man die Pokémon entweder füttern oder bewerfen. © Nintendo | Nintendo

Wer nach einigen Minuten pro Strecke das Ziel erreicht, muss sich der Bilder-Bewertung stellen. Pro Pokémon-Art und Fahrt darf aber nur jeweils ein Bild ausgesucht werden – die Auswahl sollte also wohlüberlegt sein. Experte Professor Mirror vergibt unter anderem Punkte für die Pose, die Größe (besonders wichtig!) und die Blickrichtung des Motivs.

Liebevoll animierte Pokémon

Allgemein gilt: Wer die Pokémon groß, mittig und in die Kamera blickend in Szene setzt, punktet gut und schaltet damit immer weitere Strecken frei. Die Bewertung der Künstlichen Intelligenz ist dabei meist nachvollziehbar. Allerdings gilt: Ästhetische Elemente wie ein Goldener Schnitt werden vom Professor nicht berücksichtigt – denn laut der zu vernachlässigenden Storyline werden wir einzig und alleine aus Zwecken der Pokémon-Verhaltensforschung auf die Strecke geschickt.

Technisch überzeugt „New Pokémon Snap“ auf ganzer Linie. Die Steuerung inklusive der wichtigen Kamera-Zoom-Funktion ist frei konfigurierbar, intuitiv und präzise. Und dass sich Nintendo für die Grafik Unterstützung beim Entwickler Bandai Namco (u.a. zuletzt für „Little Nightmares II“ verantwortlich) holte, kann als kluger Schachzug verbucht werden. Im Gegensatz zu den letzten Pokémon-Editionen „Schwert“ und „Schild“ sind die Charaktermodelle, Animationen und Hintergründe wirklich gelungen.

Armes Octillery: Die Schlange Vipitis ist auf Krawall gebürstet.
Armes Octillery: Die Schlange Vipitis ist auf Krawall gebürstet. © Nintendo | Nintendo

Einziger echter Kritikpunkt: Sowohl online als auch offline fehlt ein Mehrspieler-Modus. Schade, denn das Spielprinzip liefert theoretisch genug Potenzial für spannende Foto-Duelle innerhalb der Familie oder des Freundeskreises.

>>> INFO: New Pokémon Snap

„New Pokémon Snap ist exklusiv für die Nintendo Switch erschienen und kostet im Fachhandel oder via Download im Nintendo eShop ca. 60 €.

Das Spiel ist von der USK ohne Altersbeschränkung freigegeben. Kenner vermuten, dass Nintendo noch einen Download mit Bonus-Strecken veröffentlichen wird.