Chris und Andreas Ehrlich sind die Stars unter den deutschen Illusionisten. Auf einer Zauberschule waren sie nie und ihre Bühnentricks bauen sie alle selbst

Von der Bühne kennt man sie nur zu zweit, aber für Interviews gehen die Ehrlich Brothers auch schon mal getrennte Wege. Stefan Moutty mit dem jüngeren Bruder Chris (36) u.a. über die Anfänge des Duos und ihre Vorliebe für laute Motoren.

Wie haben Sie das Zaubern gelernt?

Chris Ehrlich: Ich bin ja der Jüngere und hab’s schon so ein bisschen von meinem Bruder gelernt. Ich sag’s nicht gern ... (lacht) Aber bei einem Altersunterschied von vier Jahren kann der große Bruder einem noch ein bisschen was beibringen. Aber auch diese Phase war irgendwann vorbei, und ich bin dann später alleine auf Kongresse und Deutsche Meisterschaften gegangen. Das war wichtig, erstmal eigene Wege zu gehen. Nach dem Abi haben wir dann wieder zusammengefunden und waren dann eben nicht zwei Klone, sondern hatten unseren jeweils eigenen magischen Kosmos aufgebaut und beide kombiniert.

Was raten Sie Menschen, die mit der Zauberei anfangen wollen?

Ein guter Zauberkasten ist nie verkehrt. Und das sag ich nicht, weil wir im letzten Jahr drei Zauberkästen herausgebracht haben, die ich auch als die besten weit und breit einschätze. Wir haben die Bedienungsanleitung selbst geschrieben und zu jedem Trick ein Video gedreht, in dem wir das Kunststück vorführen und erklären. Wir waren immer enttäuscht, dass bei den meisten Zauberkästen nur irgendein Ramsch aus dem Chinesischen oder Englischen übersetzt wird und die Kids überhaupt nicht richtig an die Sache herangeführt werden.

Waren Sie mal in einer Zauberschule?

Nein, wir beide waren nie in einer Zauberschule. Wir haben uns unser Fachwissen durch das Verschlingen von Büchern angeeignet.

Gibt’s denn ein Standardwerk, das man gelesen haben muss?

Es gibt Tausende, wenn nicht Zehntausende von Büchern über die Zauberkunst. Ich tue mich schwer damit ein Standardwerk zu benennen, ich kenne auch keins. Weil ich mich sehr intensiv mit Kartenzauberei auseinandergesetzt habe, war für mich die „Große Kartenschule“ von Roberto Giobbi sehr wichtig. Das sind fünf Bände, und die fangen wirklich bei null. Für einen Anfänger ist das aber wahrscheinlich ein bisschen zu viel auf einmal. Man kann sich aber auch einfach einen Zaubertrick kaufen, bei Zauberhändlern im Internet. Das ist vielleicht erst mal besser als fünf Bände nur über Kartentricks.

Apropos: Hat David Copperfield mal wieder bei Ihnen angerufen, um Ihnen einen Zaubertrick abzukaufen?

Nein, nicht mehr. Vielleicht ist ihm die Lust vergangen (lacht). Spaß beiseite, wir sind auch nicht böse auseinandergegangen. Wir kriegen immer mal wieder Anfragen von Zauberern, ob wir ihnen nicht einen Zaubertrick bauen können. Wir wollen unsere Zeit und Energie einfach in eigene Illusionen investieren. Wir sind ja auch schon zu 130 % ausgelastet, von daher ist es nicht möglich, noch für andere Zauberer zu produzieren.

Was war der allererste Trick, den Sie persönlich vorgeführt haben?

Die ersten Tricks waren tatsächlich die Klassiker aus dem Zauberkasten. Wenn sich zwei Ringe verketten und wieder voneinander lösen. Oder man deckt eine Kugel mit einem Deckel ab, nimmt ihn wieder hoch und dann ist die Kugel verschwunden. Wir haben wirklich ganz klassisch mit einem Zauberkasten angefangen. Speziell wurde es dann erst, als wir 15, 16 Jahre alt waren und eigene Ideen mit unserem Papa im Keller zusammengebaut haben. Und das ist im Prinzip das, was wir heute in einer anderen Größenordnung bis auf die Spitze treiben. Wir denken uns verrückte Illusionen aus und können die mit einem großen Team, das wir uns in den letzten 10, 15 Jahren aufgebaut haben, umsetzen. Wir haben eigene Schlosser, Elektriker, Veranstaltungstechniker, Ingenieure. Das Schöne ist: Dass wir nicht nur die Idee haben, sondern sie auch praktisch realisieren können – das ist echt crazy.

Ich habe von einer großen Werkstatt gehört …

Ja, da gehen wir jeden Tag mehrfach rein und bauen an den offenen Baustellen, die wir so haben. Wir bauen immer parallel an mehreren Illusionen, jetzt zum Beispiel auch für unsere Stadionshow in Düsseldorf am Ende der Tour, am 15. Juni. Da erwarten wir 40.000 Menschen, die wollen natürlich große Illusionen sehen. Und die entstehen nicht in zwei, drei Monaten, das ist ein langer Prozess – bis da wirklich der Monstertruck erscheint oder das Motorrad aus dem iPad fährt.

Woran arbeiten Sie denn da gerade so?

Wir arbeiten gerade an drei Illusionen. Ich überlege mal, ob ich schon irgendwas verraten darf …

Vielleicht ein kleiner Hinweis?

Es geht um einen schicken Sportwagen, mit dem wir zaubern werden. Ich glaube, damit verrate ich nicht zu viel …

Sie bleiben also Ihrem Lieblingsthema treu. Fahrzeuge haben Sie ja gerne auf der Bühne – ich denke an das Motorrad, das aus dem überdimensionalen Tablet fuhr, und Ihren Trick mit dem Monstertruck.

Oder auch die Illusion mit dem Quad, bei der wir uns von der einen Seite der Arena auf die andere teleportieren. Ich find’s einfach geil, wenn ein Motor aufheult, den man bis in die letzte Reihe hört. Und wenn der dann noch 2000 PS hat wie der Monstertruck, dann spürt man ihn auch noch.

Ehrlich Brothers auf Tour

Die Termine:
30.12., 13+18 Uhr, Dortmund (Westfalenhalle), 31.12., 18 Uhr, Oberhausen (KöPi-Arena),
9.2., 14+19 Uhr, Krefeld (KönigPalast), 10.2., 13+18 Uhr, Köln (Lanxess Arena), 21.2., 19 Uhr, Essen (Grugahalle), 15.6., 19 Uhr, Düsseldorf (Merkur-Spiel-Arena).

Karten ab ca. 45 €.

Wo bekommt man denn so einen Monstertruck her?

Das ist tatsächlich ein Eigenbau, den wir auf der aktuellen Tour übrigens auch nach dem Trick vor die Hallen fahren werden. Dann können die Besucher alle noch ein Foto machen. Wir sind keine besonderen Motorsportfans. Aber wir waren mit unserem Papa als Kids mal auf so einer Monstertruck-Show, und das ist schon was Besonderes. Als Kinder fanden wir das cool. Und weil wir das große Glück haben, in unserer Welt so ein bisschen Kind bleiben zu dürfen, haben wir gesagt, es wäre doch cool einen Monster Truck auf der Bühne erscheinen zu lassen. Den kann man aber nicht im Internet bestellen, da muss man schon selbst ran.

War das Ihr aufwendigster Trick bisher?

Ja, daran haben wir über drei Jahre gebaut. Allein für diese Illusion brauchen wir zwei 40-Tonner, um die auf Tour mitnehmen zu können. Das gefällt den Kids – aber auch den Männern im Publikum … (lacht)

Ein ganz augenfälliges Markenzeichen der Ehrlich Brothers sind die Ihre Frisuren. Haben Sie einen Hair-Stylisten?

Den haben wir nicht. Natürlich haben wir Leute, die unser Make-up machen und auch nochmal durch die Haare wuscheln. Aber die Frisuren haben wir im Laufe der Zeit mit viel Haarspray selbst entwickelt und bleiben unserem einmal gefundenen Stil auch treu. Wir finden die witzig und gehen damit gerne auf die Bühne – aber wir freuen uns hinterher auch immer auf die Dusche nach der Show.

Wie lange brauchen Sie, um Ihre Haare in Form zu bringen? Ihre Frisur ist ja noch ein bisschen aufwendiger als die Ihres Bruders.

Das kann schon mal eine halbe oder Dreiviertelstunde dauern. Und weil ich so eine empfindliche Haut habe, dauert die Nassrasur bei mir auch gerne mal 15 bis 20 Minuten, damit sie wirklich so wie ein Kinderpopo ist.

Und so muss sie schon sein, wenn man auf die Bühne geht?

Ja, auf jeden Fall (lacht)