Nach „Futurama“ bringt er die nächste Serie heraus. Auf Netflix laufen bald die Abenteuer rund um die Prinzessin Bean in „Disenchantment“.

Diese hohe Tochter nimmt es bei einem Rülpswettbewerb locker mit Homer Simpson auf. Zur Expertise von Prinzessin Bean zählen zudem: Zechtouren, Kneipenschlägereien, Glücksspiel und das Abschleppen irgendwelcher Barvögel. ­Beans süßes Lotterleben ist jedoch leider akut bedroht – von Heirat. Ihr Pech ist nämlich, dass sie eine wirkliche Prinzessin ist.

Ihr Vater, der mürrische Tyrannenherrscher der mittelalterlichen Metropole Dreamland, will seine Tochter endlich zu einem vorzeigbaren Adelsspross machen und die Widerspenstige unter die Haube zwingen. Das aber möchte Bean sich nicht gefallen lassen ...

Anderer Ton als bei den Simpsons

Der Ton der neuen Serie von Matt Groening, dem Schöpfer von „Die ­Simpsons“, ist bereits nach wenigen Minuten gesetzt. Er ist ganz ­anders als bei den ­„Simpsons“ oder dem ­Science-Fiction-Ableger „Futurama“ aus dem Jahr 1999. Die Figuren der Comicmetropole Dreamland entstammen allesamt dem Reich der Fantasy und könnten ohne Weiteres auch der Besetzung der Erfolgsserie „Game of Thrones“ entsprungen sein.

Neben einer Reihe menschlicher Figuren wären da: ein chronisch deprimierter Elf namens Elfo. Er ist den fröhlichen Zwängen und Gesangsobsessionen seiner Elfenheimat entflohen und fühlt sich in den tristen und pestgeplagten Dreamland-Gefilden pudelwohl. Außerdem: der Dämon Luci, der sich katzengleich an seine Opfer heranmacht, um sie zu Mätzchen und gottlosen Sünden zu verleiten. Prinzessin ­Bean und er sind aber total auf einer Wellenlänge und werden schnell Kumpel. Auch den schwermütigen Elfo nehmen sie schließlich in ihre Clique auf.

„Disenchantment“
„Disenchantment“ © Netflix

Diese Dreierbande treibt fortan gemeinsam ihr munteres Unwesen und tappt in schöner Groening-Manier von einem skurrilen Abenteuer ins nächste.

Smart und schrullig zugleich

Zur Erfolgsformel von Groenings neuer TV-Show gehören einmal mehr perfekt getimte Situations­komik, smarter Wortwitz und schrullige Charaktere, denen man als Zuschauer gerne bereit ist zu folgen. Auch wenn diesmal der magische Funke vielleicht nicht ganz so blitzschnell überspringt wie bei den beiden erfolgreichen Vorgängerserien. An der Stelle sollte man allerdings fair sein: Auch die seit fast 30 Jahren erfolgreichen „Simp­sons“ wurden schließlich nicht von einem Tag zum anderen zum TV-Kult. Über 29 Staffeln und mittlerweile 639 Episoden hatten ihre Macher die Gelegenheit, ihre Charaktere zu entwickeln und sich ins Herz der Fans zu spielen.

Sie hat das Zeug zur Ikone

Der englische Begriff „Disenchantment“ bedeutet sowohl Entzauberung als auch Ernüchterung. Die Serie besitzt insgesamt jede Menge Potenzial, zu einem weiteren Serienerfolg Groenings zu werden. Zumal ihm beim Streamingdienst Netflix kreative Freiheiten gegeben sind, die im US-Kabelfernsehen – etwa aus Jugendschutzgründen – nicht immer gegeben waren. Vor allem aber mit der auf ­Krawall gebürsteten Antiprinzessin Bean schafft Groening eine moderne Heldin, die trotz – oder gerade wegen – ihrer vielen Makel zu einer wahren Comic­ikone unserer Zeit taugt.

Disenchantment Zehn Episoden, je 30 Minuten, ab 17. August
Onlinestreaming, Netflix FSK k. A., Wertung:4 von 5 Sternen