Essen. . Er flog Hubschrauber, bevor er als Songwriter und Schauspieler berühmt wurde. Mit 81 Jahren singt Kristofferson immer noch – im Juni in Essen.

Elvis und Jerry Lee Lewis sangen seine Songs, Johnny Cash und Janis Joplin verdanken ihm sogar Nummer-eins-Hits. Kris Kristofferson selbst stand dagegen nie an der Spitze der Charts – und dennoch ist er eine Legende der Country- und Folk-Musik. Eine lebende, zum Glück. Die sind bekanntlich selten. Und ihre Auftritte noch viel mehr. Im Juni gibt es mal wieder einen: Kris Kristofferson kommt in die Essener Lichtburg – ein würdiger Rahmen für sein Konzert.

Dass er den weiten Weg über den großen Teich auf sich nimmt, ist nicht selbstverständlich. Denn mit seinen 81 Jahren gehört er zur Generation der eingangs erwähnten Stars. Auch wenn seine Karriere erst viel später begann: In den 1950ern, als Cash & Co. ihre ersten Hits feierten, studierte der Texaner mit schwedischer Abstammung im britischen Oxford – mit Hochbegabtem-Stipendium. Eigentlich wollte er Schriftsteller werden, doch seine Familie drängte ihn zu einer Militärkarriere. Als Hubschrauberpilot war er von 1962 bis 1965 in Bad Kreuznach stationiert.

Landung bei Johnny Cash

Doch danach bricht er aus: Statt an der Militärakademie West Point Literatur zu unterrichten, geht der ambitionierte Songwriter nach Nashville, die Country-Hochburg der USA. Seine Familie ist entsetzt, denn hier muss er erst einmal als Hausmeister arbeiten – immerhin in einem Aufnahmestudio.

Legendär ist die Geschichte, wie Kristofferson mit dem Hubschrauber im Garten seines Idols Johnny Cash landet – um ihn davon zu übezeugen, einen seiner Songs aufzunehmen. Der „Man in Black“ ist zwar nicht zu Hause, doch den Song „Sunday Mornin’ Comin’ Down“ spielt er dennoch ein – und landet einen Hit. Als Janis Joplin selbiges mit „Me And Bobby McGee“ von Kristoffersons erstem Album macht, ist er endgültig auf der Erfolgsspur. Bald wird er sogar als Schauspieler in Filmen wie „Convoy“ oder „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ zum Star.

Bis heute steht Kris Kristofferson vor der Kamera und geht ins Studio. Sein aktuelles Album, „The Cedar Creek Sessions“ erschien 2016. Für ihn eine Art Comeback: Zuvor hatte er jahrelang gegen mysteriösen Gedächtnisverlust gekämpft und ein Album bereits „Feeling Mortal“ (auf Deutsch etwa: Sich sterblich fühlen) betitelt. Dann diagnostizierte ein Arzt Borreliose und behandelte die Krankheit. Aktueller Ausdruck wiedergewonnener Schaffenskraft ist nun eine Europa-Tour, die den Wahl-Hawaiianer auch nach Essen führt.

Für seinen Abschied dereinst hat Kris Kristofferson dennoch schon mal vorgesorgt und die Inschrift für seinen Grabstein bestimmt: „Like a bird on the wire, like a drunk in a midnight choir, I have tried in my way to be free.“ Die Zeile stammt natürlich aus einem Song, doch nicht aus einem eigenen. Für seine letzte Botschaft hat sich der Songwriter bei einem Kollegen bedient, Leonard Cohen. Eine Legende, so wie Kristofferson selbst.