Gérard Depardieu, Reinhold Messner oder Dee Dee Ramone - drei höchst eigenwillige Charaktere werden in Graphic-Novel-Biografien charakterisiert.

Eine gut geschriebene Biografie vermittelt das Gefühl, dem Protagonisten ein wenig nähergekommen zu sein. Graphic Novels bieten da bisweilen ihren eigenen Zugang.

Faszinierend ungehobelt

Gérard Depardieu ist für seine mitunter brachiale Gangart bekannt. Der französische Schauspieler machte in letzter Zeit besonders mit seiner Nähe zu Wladimir Putin und der Annahme der russischen Staatsbürgerschaft von sich reden.

88 Seiten, 22 Euro.
88 Seiten, 22 Euro. © Knesebeck Verlag

Der französische Zeichner Ma­thieu Sapin bekam die Chance, sich innerhalb von fünf Jahren immer mal wieder an Depardieus Fersen zu heften – und das in Russland und Portugal, Deutschland und Tschetschenien. Sapin lässt den Leser unmittelbar an seinem Erstaunen teilhaben: Wie er von Depardieus Ungehobeltheiten verstört ist, von seiner Uneitelkeit überrascht und seiner Verletzlichkeit eingenommen.

Nach und nach entblättern sich Widersprüche eines eigenwillig streitbaren wie auch faszinierend liebenswerten Menschen. In bunten Comicbildern, in denen alle Charaktere prägnant karikiert werden, wird mal wieder klar: Es lohnt sich oft ein zweiter Blick.

Lebensphilosophie der Extreme

Von sich selbst zu behaupten, sechs Leben gelebt zu haben, kann ganz schön kokett wirken. Wer sich jedoch auch nur annähernd mit der Biografie von Reinhold Messner beschäftigt, versteht fix, wie der Ex­trembergsteiger zu so einer Aussage kommt. Der italienische Zeichner Michele Petrucci hat sich mit Aquarellzeichnungen, die teilweise ins Fantasiehafte übergehen, einzelnen Stationen in Messners Leben gewidmet.

Ja, natürlich kommt der Yeti vor, dem Messner begegnet sein will. Auch der tragische Tod seines Bruders Günther während einer gemeinsamen Expedition zum Achttausender Nanga Parbat und sein Verlust von sieben Zehen auf derselben Reise werden thematisiert.

96 Seiten, 20 Euro.
96 Seiten, 20 Euro.

Doch zwischen Beschreibungen von extremsten Bedingungen wie der Erzwingung des Mount Everest ohne Sauerstoff­flasche scheint besonders eines hervor: Die Lebensphilosophie eines Menschen, der sich nie mit dem Istzustand zufrieden gibt. Und dennoch versucht, sein Ego in Einklang mit der Natur zu bringen.

Punkrock-Mythen

Die Mitglieder der Punkband ­Ramones, grundsätzlich mit schwarzer Lederjacke, Jeans und Turnschuhen bekleidet, wirkten bisweilen wie Cartoon-Charaktere. Deshalb ist es umso passender, dass nun ausgerechnet ein Comic dem Leben von Bandmitglied Dee Dee Ramone und dem Werdegang seiner Band nachgeht. In groben Schwarz-Weiß-Bildern wird die gewaltsame Jugend Dee Dees illus­triert, seine frühe Drogensucht und die Gründung der Ramones als Ausweg aus seiner Misere.

Zwischen Rock ’n’ Roll-Mythen und Gesichtern wie Iggy Pop, The Clash oder Sex-Pistols-Sänger Sid Vicious blitzt immer wieder das tragische Unvermögen hervor, seinem eigenen Schicksal entfliehen zu können.