berlin. Die britische Sängerin möchte mit ihrem 13. Album „Here Come The Aliens“ an frühere Erfolge in den 1980er - Jahren anknüpfen.

Im Jahr 2001 bekam Kim Wilde einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Damals pflanzte sie einen Baum um, der größer war als jeder zuvor neu verpflanzte Baum. Die Transplantation von Belgien in ein Gartenprojekt in Großbritannien klappte. Weltrekord. Der Baum fiel Jahre später einem Unwetter zum Opfer. Aber da stand Kim Wilde längst wieder auf der Bühne.

Ja, aus dem Popstar der 80er-Jahre war zwischenzeitlich eine Gärtnerin geworden. Eine sehr erfolgreiche sogar. Mittlerweile hat sie mehrere Bücher über die Gärtnerei geschrieben, Preise für ihre Projekte bekommen und tritt als Expertin im Fernsehen auf.

Kampf gegen Bedeutungslosigkeit

Dennoch: Ganz konnte Kim Wilde die Finger nicht vom Mikro lassen. Das Scheinwerferlicht, der Applaus – was sind dagegen ein paar Sträucher? Schon Anfang der Nullerjahre stand sie mit anderen 80er-Stars für eine Revival-Tour auf der Bühne. 2003 folgte ein Duett mit Nena, das es in Deutschland in die Top Ten schaffte. Die beiden nahmen eine englisch-deutsche Version des Nena-Hits „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ auf. Die Motivation dahinter war trotz Charts­erfolg nicht schwer zu erkennen: Zwei Popstars aus einer längst vergangenen Zeit im Kampf gegen die musikalische Bedeutungslosigkeit. Gewonnen haben sie ihn nicht.

Kim Wilde hat es nun noch einmal getan. Es ist der vierte Versuch seit ihrem Comeback „Never Say Never“ im Jahr 2006. Und wieder spielt die Nostalgie die erste Geige. Das fängt beim Setting an. Für ­„Here Come The Aliens“ kehrten Kim und ihr Bruder Ricky, der seit jeher mitmischt, zurück in die RAK-Studios in London. Dort entstanden anno dazumal schon die beiden Hit-Platten „Kim Wilde“ und „Select“.

Neues Album „Here Come The Aliens“.
Neues Album „Here Come The Aliens“.

Oooh-Schreie fürs Mitwippen

Auch optisch ist die neue Platte mit dem B-Movie-Poster auf dem Cover in die Retro-Falle getappt. Direkt einleuchten wollen Titel und Motiv einem nicht. Die zwölf Songs sind da um einiges leichter zu verstehen. Sie strotzen vor 80er-Re­mi­nis­­zenzen und sind alle nach Schema F aufgebaut. Nach der kurzen, aber eingängigen ersten Strophe kommt der noch eingängigere Stampf-Refrain. Für alle, die eine Extra-Einladung zum Mitwippen brauchen, gibt es die Oooh-Schreie an den richtigen Stellen. Glatt, ohne Brüche, ohne Höhepunkte – das ließ schon die Vorabsingle „Pop Don’t Stop“ vermuten. So klingt alles auf diesem Album wie eine Mischung aus Billy Idol und a-ha. Oder eben: wie Kim Wilde früher.

Einladung zum Mitklatschen

Gut bei Stimme ist sie noch, keine Frage. Aber der Kontext fehlt. Das reißen auch Songtexte mit verkrampft wirkendem Aktualitäts­bezug („Cyber.Nation.War“) nicht mehr raus. Glatt polierter 80er-Jahre-Pop-Rock zum Mitklatschen lockt heute vielleicht noch hartnäckige Nostalgiker in die Mehrzweckhalle, aber niemanden mehr ins große Stadion. Weswegen Kim Wilde auf der kommenden Tour garantiert auch nicht mit den Hits von früher geizen wird, wenn es darum geht, das Publikum zufriedenzustellen. Am Ende wollen sowieso alle „Kids in America“ hören.