Hans-Joachim Heist ist als Gernot Hassknecht zurück auf der Bühne. Mit seinem zweiten Programm „Jetzt wird’s persönlich“ kommt er in die Region.

Er trägt Anzug und Krawatte und ist bekannt für seine lauten Wutausbrüche. Seit 2009 ist Gernot Hassknecht nicht mehr aus der „heute-show“ im ZDF wegzudenken. Dort kommentiert der Parade-Choleriker politische Debatten und schreit dabei regelmäßig die Zuschauer vor den Bildschirmen an. Doch Hans-Joachim Heist (69), der Mann hinter Hassknecht, ist nicht nur im Fernsehen aktiv. Sein zweites Bühnenprogramm „Jetzt wird’s persönlich“ führt ihn auf Tour durch die Region. Mit Annalena Dörner sprach Heist über sein neues Programm und die Figur Hassknecht.

Herr Heist, wie oft werden Sie mit Ihrer Rolle Gernot Hassknecht verwechselt?

Sehr oft. Ich werde sogar teilweise in Hotels unter dem Namen Gernot Hassknecht eingebucht.

Und wie reagieren Sie darauf?

Also mittlerweile lasse ich das einfach so stehen.

Warum ist wütend sein toll?

Man hat mich immer wieder den Wutbürger der „heute-show“ genannt. Der Begriff „Wutbürger“ kam ja aber aus der Zeit von Stuttgart 21, als Demonstranten dagegen protestierten. Das ist für mich genau der richtige Wutbürger. Sich eben auf die Straße zu begeben, um sich zu äußern. Hassknecht ist insofern ein Wutbürger, dass er sich nicht über Kleinigkeiten, wie die Hecke, die vom Nachbarn rüberwächst, aufregt, sondern über Dinge, über die man sich wirklich aufregen muss.

Was bringt Sie persönlich in Rage?

Im Moment bringt mich die soziale Ungerechtigkeit in Rage. Der soziale Wohnungsbau, den die Politik seit 30 Jahren verschlafen hat – und mich bringt in Rage, dass man in einem Land wie Deutschland Monate braucht, um eine anständige Regierung zustande zu bringen.

Ihre letzte Tour führte Sie mit dem Programm „In 12 Schritten zum Choleriker“ in die Region. Worum wird es in der aktuellen Show „Jetzt wird‘s persönlich“ gehen?

Es beginnt damit, dass ganz am Anfang in einer Videoeinspielung der Tagesablauf von Gernot Hassknecht gezeigt wird. Das ist zunächst mal persönlich. Es werden Dinge angesprochen, die jeden persönlich angehen. Es wird gesprochen über Rechtspopulismus, Bildung, Gesundheit, Brexit. Trump wird angesprochen. Und natürlich sind auch Wutausbrüche in diesem Programm nicht ausgeschlossen. Die Themen werden kabarettistisch und mit viel Witz von Gernot Hassknecht aufgearbeitet. Denn ich bin der Meinung, die Lachmuskeln müssen auch trainiert werden.

Sie sind mit diesem Programm schon seit längerer Zeit auf Tour. Nehmen Sie auch Bezug auf die aktuellen Entwicklungen?

Ja, natürlich. Es geht ein roter Faden durch und es wird immer auf aktuelle Themen eingegangen. Ich werde auch immer wieder auf die Wutausbrüche angesprochen: „Ich möchte nicht zwei Stunden am Abend angeschrien werden.“ Das ist natürlich Blödsinn (lacht). Das hält der Zuschauer nicht aus und ich als Figur Gernot Hassknecht auch nicht. Die Wutausbrüche kommen sehr dosiert und die Menschen werden es ertragen können.

Gernot Hassknecht auf Tournee – die Termine:

24.2. Mülheim (Lokschuppen), 8.3. Essen (Stratmanns Theater), 22.4. Duisburg (Steinhof), 29.4. Düsseldorf (Savoy), 20.9 Dortmund (Westfalenhalle)

Karten ab 25 € gibt’s
in unseren LeserLäden und
-Services, unter
0201 / 804 60 60 und auf www.ruhrticket.de.

Wie körperlich anstrengend ist so ein Abend als Hassknecht?

Das ist sehr anstrengend. Für jeden Schauspieler, für jeden Kabaret­tisten, für jeden Comedian ist es ­anstrengend, die Leute zwei oder auch zweieinhalb Stunden bei der Stange zu halten. Und ganz alleine auf der Bühne zu performen. Da weiß man, was man gemacht hat am Ende des Programms.

Wie viel von Ihnen steckt in Ihrer Rolle und umgekehrt?

In jeder Rolle, die ich spiele, steckt sehr viel von mir. Privat, muss ich sagen, bin ich eigentlich eher ein Heinz-Erhardt-Typ mit Schalk im Nacken. Aber auch Hassknecht kommt aus meinem Innersten, wenn ich in diese Rolle schlüpfe, um authentisch rüberzukommen. Das ist mir bei Hassknecht sehr gut gelungen. Hassknecht färbt insofern immer mehr ab, indem ich beim Autofahren sehr, sehr oft den Hassknecht rauslasse. Da stelle ich hin und wieder fest: Oh, jetzt fluchst du aber wie er (lacht).

Die Figur gibt es bereits seit einigen Jahren. Sie ist darauf beschränkt, immer wieder zu explodieren. Man weiß also: Hassknecht wird explodieren. Die Frage ist nur wann ...

Wir hatten auch schon Kommentare in der „heute-show“, da ist Hassknecht nicht explodiert. Und dann gibt es viele Mails und Facebook-Kommentare, die fragen: „Was habt ihr Hassknecht gegeben? Er ist überhaupt nicht laut geworden.“ Am Anfang bestand die Szene hauptsächlich darin, dass Hassknecht am Kommentatoren-Tisch saß und das politische Geschehen kommentierte. Mittlerweile gibt es da viel mehr Facetten mit Hassknecht in der „heute-show“.

Wenn Sie an Ihre letzte Tour zurückdenken: Gibt es eine Show, die besonders in Ihrer Erinnerung geblieben ist?

Ja, die gibt es – und zwar in Herne. Ich war da mit meinem Programm angekündigt, hatte aber schon auf der Fahrt dorthin eine Nierenkolik. Die Show war ausverkauft. Ich kam also hin und musste die Vorstellung absagen. Abends habe ich mich ins Krankenhaus einweisen lassen. Am nächsten Morgen wurde ich gleich als erstes operiert. Man hat mir eine Nierenstraße entfernt. Dann habe ich mich auf eigenes Risiko selbst entlassen und war am nächsten Abend wieder auf der Bühne.