Dortmund. Auf der Messe „Fisch & Angel“ in Dortmund dreht sich noch bis Sonntag alles um Rute, Köder & Co. Wie der große Fang gelingt, erklären die Profis

Wer beim Stichwort „Angeln“ an einen gemütlichen älteren Herrn denkt, der von seinem Klapphöckerchen aus auf den Schwimmer im Wasser starrt und mit viel Geduld darauf wartet, dass „einer beißt“ – der hat sich gewiss noch nie mit Uli Beyer unterhalten. Der Angelexperte vom Möhnesee betreibt zwei Angelgeschäfte, schreibt seit vielen Jahren für Fachzeitschriften und weiß: „Das ist das altbekannte Klischee vom Angeln, mit dem modernen Angelfischen hat es nichts zu tun.“ Naja, fast nichts: „Natürlich gibt es diesen traditionellen Angler noch, der eine Pose im Wasser hat – aber er ist in der Minderheit.“

Moment: „Pose“, was ist denn das? Und schon lauscht man einem Vortrag mit Fachbegriffen, der bei Nicht-Anglern und Neulingen an der Rute nur für Fragezeichen sorgt. Pose, das ist ein anderer Begriff für den Schwimmer – und im Grunde ein alter Hut. Spannender, moderner klingt da schon etwas wie „aktive Köderpräsentation“. Und darum geht’s bei jener Ausprägung des Angelns, der sich auch Uli Beyer verschrieben hat. Er erklärt: „Man kann im Grunde zwischen zwei Anglertypen unterscheiden: Dem Fallensteller, der als Ansitzangler darauf wartet, dass ein Fisch beißt. Und dem Jäger, der sich aktiv am Wasser bewegt und den Fisch zum Beispiel mit künstlichen Ködern fangen will.“

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Männerdomäne Angeln: Von den rund vier Millionen Hobby-Anglern in Deutschland sind etwa 94 % Männer. Der weibliche Anteil ist also klein, nimmt aber zu. Prominenteste deutsche Anglerin ist Babs Kijewski, die im Internet in Video-Tutorials erklärt, wie man einen Fisch an den Haken bekommt.

Bundesfischereischein heißt die Erlaubnis zum Auswerfen der Rute – ohne das im Volksmund Angelschein genannte Dokument geht nichts in NRW. Nicht einmal im eigenen Teich darf man ohne ihn angeln. Für seinen Erhalt muss man eine Prüfung mit 60 Fragen bestehen, die von einer städtischen Behörde am jeweiligen Wohnort abgenommen wird. Vorbereitungslehrgänge werden von vielen örtlichen Angelvereinen angeboten.

Fischereierlaubnis heißt die zweite Voraussetzung, um Fische an Land ziehen zu dürfen. Die „Angelkarte“ benötigt man nicht nur für Privatgewässer, sondern auch für Flüsse, Kanäle & Co. Erhältlich sind sie z.B. in Angelgeschäften der Region.

Königsdisziplin Spinnfischen

Letzteres sei eine Kunst, die man allerdings perfekt beherrschen müsse, um damit erfolgreich zu sein. Wie es geht, kann man aktuell in Dortmund auf der Messe „Fisch & Angel“ erfahren. Noch bis Sonntag gibt’s hier etwa Vorführungen zur Köderkunst, zum Rutenbau und zum Fliegenbinden. Auch das sogenannte Spinnfischen, eine Königsdisziplin beim Angeln auf Raubfische, findet bei den Vorträgen besondere Beachtung. Dabei hängen nicht etwa Spinnen am Haken. Vielmehr kommt der Begriff vom englischen Verb „spin“ (dt. sich drehen, kreisen) und verweist auf bewegliche Köder wie Blinker und „Wobbler“, die dem Raubfisch ein krankes Tier und damit eine leichte Beute vorgaukeln sollen.

Es sind Experten und Profiangler wie Enrico Di Ventura oder Horst Hennings (bekannt aus dem NDR-Fernsehen), die in Dortmund ihre Tricks und Kniffe weitergeben. Auch Uwe Beyer plaudert in den Westfalenhallen aus der Köderbox – kein Anglerlatein, sondern wirklich Wissenswertes. So berichtet er etwa von seinen Erfahrungen bei der Jagd auf Freiwasserräuber in großen Tiefen. Eins kann schon verraten werden – mit Klapphocker und Pose ist dabei nichts zu holen.