berlin. Die Grünkohlsaison beginnt jedes Jahr im Herbstmonat September. Doch das grüne Gemüse schmeckt nicht nur klassisch zu Kassler und Mettwurst.
Wenn Unkraut aus Italien kommt, hat es Glück gehabt. So hat es sinngemäß der Kabarettist Rainald Grebe einmal gesungen – und damit den damaligen Trendsalat Rucola gemeint. Das Modegemüse der Stunde heißt jedoch Grünkohl. Als „Kale“ ist er nicht nur in den USA längst Thema in so vielen Blogs und Magazinen, dass manch ernährungs- wie trendbewusster Esser hierzulande gar nicht glauben möchte, dass das in Smoothies oder als Chips gefeierte Gemüse doch wirklich „unser“ Grünkohl ist.
Vielseitig und gesund
„Tatsächlich standen da Leute vor dem Gemüseregal und bestanden stoisch darauf, doch keinen Grünkohl, sondern einen Kale kaufen zu wollen“, erinnert sich die Kochbuchautorin und Gemüsefachfrau Cathrin Brandes. Etwas Gutes aber hatte der Hype um das grüne Wintergemüse: „Heute gibt es Grünkohl nicht immer nur mit Mettwurst und Pinkel, sondern auch mal kurz blanchiert oder in der Pfanne geröstet.“
„Je länger ich darauf herumkoche, desto weniger Vitamine bleiben am Ende übrig“, bestätigt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Und macht sich aus ihrem rohen Grünkohl deshalb gerne einen Salat.
Liefert wichtige Nährstoffe
Die Rede vom „Superfood aus der Region“, lässt die Ernährungsfachfrau dabei durchaus gelten: „Grünkohl liefert mit Kalium, Calcium und Eisen wichtige Mineralien, zudem enthält er reichlich Vitamin C, was zentral für unser Immunsystem ist.“ Ein besonderes Augenmerk legt Clausen zudem auf das Folat, das wichtig für alle Wachstums- und Reinigungsprozesse des Körpers ist. „So gesehen hilft Grünkohl sogar gegen Falten, aber vor allem in den erste Tagen und Wochen einer Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure wichtig.“
Aber: Welcher Grünkohl ist nun der beste? Angela Clausen plädiert nicht ausschließlich dafür, den Kohl auf dem Markt oder direkt beim Bauern zu kaufen: „Bereits klein geschnittene und gewaschene Tiefkühlware ist ernährungsphysiologisch genauso gesund.“ Nicht zu empfehlen sei hingegen vorgewürzte Dosenware. Zumal diese oft Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe enthält.
Der Mythos vom ersten Frost
Und die Grünkohlsaison? Die hat längst begonnen. Ohnehin ist die Geschichte mit dem ersten Frost ein Mythos: Länger anhaltende einstellige Temperaturen genügen, damit die Pflanzen mehr Zucker als Stärke produzieren und den gewünschten herzhaften Geschmack entwickeln. Vor dem Ernten (oder im Laden) gibt es da einen einfachen Trick: Zerreibt man eine Blattspitze zwischen den Fingerspitzen, sollte sie merklich süßlich schmecken.
Womit wir wieder beim Smoothie sind. Denn dass man dieses typisch deutsche, ja rheinische Gemüse inzwischen sogar trinkt, liegt vielleicht auch daran, dass es so gesund ist. Vor allem aber liegt es am Geschmack.