Essen. Die Oktoberfeste in NRW boomen. In der Arena auf Schalke oder am Centro Oberhausen wird auf bayerisch gefeiert. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen.

  • Oktoberfeste in NRW boomen
  • Kritik: "Saufgelage" ohne Bezug zur Ursprung und Tradition
  • Stadt München will Namen "Oktoberfest" rechtlich schützen lassen

Rund 650 Kilometer von München entfernt feierten im vergangenen September 8000 Menschen in der Veltins-Arena ein Oktoberfest. In NRW sprießen die Kopien des bekannten Volksfestes nur so aus dem Boden. Festzelte werden von Xanten bis Düsseldorf aus dem Boden gestampft, Lederhosen und Dirndl gehören beim Discounter oder im Kaufhaus zum Angebot und das Weißbier darf natürlich auch nicht fehlen. "Mit der Tradition des Festes hat das aber nicht mehr viel zu tun", kritisiert Jürgen Wörl, Vorsitzender des Bayernvereins Einigkeit Dortmund.

Aus Tradition wird Geschäft

Wörl wurde im Oberbayrischen Maisach geboren und ist Vorsitzender des Verbandes der Bayerischen Trachtengaue außerhalb Bayerns. Er ist sozusagen der Vorzeigebayer außerhalb des Freistaates. Dass die Oktoberfeste in NRW boomen, kann er gut verstehen: "Die Leute genießen die gute Stimmung und das Zusammengehörigkeitsgefühl." Allerdings handle es sich vielerorts um ein "Saufgelage". Ursprung und Tradition würden keine Rolle spielen. "Und natürlich ist es auch ein lohnendes Geschäft geworden", so Wörl. Dieses Geschäft hält mittlerweile die großen Namen parat: Beim Centro-Oktoberfest in Oberhausen soll Volks-Rock´n Roller Andreas Gabalier die Partygemeinde locken.

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In Bayern sieht man den Trend in NRW gelassen. "Das Oktoberfest lässt sich prima kopieren. Was ein Oktoberfest genau beinhaltet ist ja nirgendwo festgeschrieben", erklärt die Münchener Kulturwissenschaftlerin Simone Egger. Das Oktoberfest stehe für etwas Positives, bei dem es nicht entscheidend sei, ob das Bier von einer bayerischen, rheinländischen, chinesischen oder amerikanischen Brauerei komme.

Flut an Kopien wird registriert

Die Stadt München hat die Flut an Oktoberfest-Kopien registriert. Derzeit wird geprüft, ob der Name des berühmtesten Volksfestes auf dem Globus rechtlich geschützt werden kann. Expertin Egger hält davon wenig: "Das wäre nicht gerade im Sinne des Erfinders. Das Fest soll ja offen sein."

Dem Original, zu dem jedes Jahr Millionen von Menschen auf die Theresienwiese in München strömen, stehen Exil-Bayer Jürgen Wörl sowie Wissenschaftlerin Simone Egger nicht vorbehaltlos gegenüber. Wenn Wörl das Volksfest besucht, dann geht er auf die "Oide Wiesn", die sich nah am Ursprung orientieren. Egger hält die Zeit reif für neue Ideen. "Das Oktoberfest war in den letzten Jahren beliebter als jemals zuvor. Aber jetzt ist es Zeit, sich neu zu erfinden. Die Besucherzahlen gehen wohl nur vordergründig wegen Terrorangst zurück. Die Frage ist einfach, ob sich dieses extreme Biertrinken und die grölende Masse überholt haben", macht sich die Expertin Gedanken.

Auf der zweiten Seite finden Sie die größten Oktoberfeste in NRW.

Das sind die größten Oktoberfeste in NRW 

Zweimal wird in Oberhausen bei großen Oktoberfest-Veranstaltungen geschunkelt. Das zweitägige Indoor-Oktoberfest in der König-Pilsener-Arena (21./22. Oktober) ist aus den Vorjahren bekannt. Nun zieht das Einkaufszentrum Centro mit einem 17 Tage andauernden Salzburger Oktoberfest (23. September bis 9.Oktober) nach. Dazu wird auf dem Platz der guten Hoffnung eine Almhütte samt zweistöckigem Festzelt mit 1400 Sitzplätzen errichtet. Veranstalter der Gaudi ist die Firma Kaml Gastronomie, die auch für das Hüttendorf auf dem Centro-Weihnachtsmarkt verantwortlich ist. Höhepunkt im Programm ist der Auftritt des österreichischen Frauenschwarms Andreas Gabalier am Mittwoch, 28. September.

Das Oktoberfest in der Oberhausener König-Pilsener-Arena bekommt innerstädtische Konkurrenz.
Das Oktoberfest in der Oberhausener König-Pilsener-Arena bekommt innerstädtische Konkurrenz. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services

Almhüttenzelt vor der Arena

8000 Karten verkauften die Macher des Oktoberfests auf Schalke im vergangenen Jahr. Zu wenige, um den Innenraum der Arena optisch zu füllen. Deshalb greift in Gelsenkirchen bei der aktuellen Auflage ein neues Konzept: Die dritte Runde der Fete steigt in einem Almhüttenzelt direkt vor dem Stadion. Am Freitag, 21. Oktober, und Samstag, 22. Oktober, wird Schalke zur Dirndl-Hochburg. Karten kosten zwölf Euro.

In Neuss wird am 23. und 24. September auf bayerisch Party gemacht. Dazu wird vor der Skihalle ein Festzelt aufgebaut, in dem die Band die Dorfer aus Bad Gastein für den musikalischen Part sorgen sollen. Tickets gibt es im Online-Shop der Skihalle.

2015 ist das Rüttenscheider Oktoberfest an den Flughafen Mülheim/Essen umgezogen. 2016 wird erneut das 3000 Quadratmeter große Festzelt mit einer Kapazität von 4000 Personen am Airport installiert. Vom 30. September bis 15. Oktober sind dort zwei Wochen bajuwarisches Programm geplant. Tische können online gebucht werden.

Ausverkauftes Haus in Xanten

Die Xantener Oktoberfest-Version auf den Südsee-Wiesn stellte im vergangenen Jahr einen neuen Besucherrekord auf: 60.000 Gäste waren 2015 dabei, nach Angaben des Ausrichters flossen 125.000 Liter Bier. Das 18. Oktoberfest findet in diesem Jahr vom 6. bis 30. Oktober statt. Die Abendveranstaltungen an den Freitagen und Samstagen im Festzelt sind schon lange ausverkauft. Die Almhütte und der Biergarten eignen sich für spontane Besuche. Reservierungen sind hier nicht erforderlich.