Berlin. . Lang erwartet, jetzt ist es da: Das US-Videoportal Netflix will den deutschen TV-Markt aufmischen, mit Lizenzware aus Fernsehen und Kino und, natürlich, mit Eigenproduktionen. Doch so einzigartig wie Netflix’ PR-Strategen behauptet, ist das neue Angebot nicht.

Seit Dienstag ist Netflix in Deutschland verfügbar. Von „TV-Revolution“ ist nun die Rede und von einem „Wandel der Sehgewohnheiten“. Dabei gibt es ähnliche Angebote bereits seit Jahren. Nachfolgend die wichtigsten Fragen und Antworten zu Netflix.

Was ist Netflix überhaupt?

Netflix ist kein neuer TV-Sender. Es war mal ein großer klassischer Video-Verleih. Das ist es eigentlich auch heute noch. Nur dass Filme und Serien nicht mehr per Post verschickt werden, sondern via Internet abgerufen werden können, wann immer der Kunde es will. Video on Demand nennt man solche Angebote, bei denen man nicht mehr an vorgegebene Sendezeiten gebunden ist.

Wie kann ich Netflix empfangen?

Auf jedem Smartphone oder Tablet, auf dem die dazugehörige App installiert ist. Natürlich auch am Computer. Außerdem über alle gängigen Videospiel-Konsolen mit Internetzugang und aktuelle Internet-Fernseher oder Blue-Ray-Player mit Netzzugang. Und die Telekom will Netflix einen Platz in ihrem Entertain-Angebot geben. Jedenfalls muss eine Internetverbindung vorhanden sein. Und die sollte laut Netflix mindestens 3,0 Mbit pro Sekunde für einen Empfang in Standardauflösung betragen und 5,0 Mbit pro Sekunde für HD-Qualität. Mit anderen Worten: Eine 6000er-Internetleitung ist schon Pflicht. Was ganze Landstriche im Sauerland oder am Niederrhein vom Empfang ausschließt.

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Was hat Netflix im Programm?

Den meisten Wirbel gibt es um die selbst produzierten Serien von Netflix. Die heißen „House of Cards“ oder „Orange is the New Black“ und werden als Meisterwerke des US-Fernsehens gefeiert. Im deutschen TV wollte sie bisher dennoch kaum jemand sehen.

Was läuft sonst noch?

Viele alte Folgen bekannter Serien und nicht mehr ganz taufrische Spielfilme. Auch deutsche Serien sind dabei, unter anderem „Stromberg“ und „Pastewka“.

Was kostet Netflix?

7,99 Euro im Monat verlangt Netflix für einen sogenannten Stream in Normalauflösung (SD), 8,99 für zwei HD-Streams. Für 11,99 gibt es vier Streams in High Definition, so dass die ganze Familie unterschiedliche Filme und Serien gleichzeitig sehen kann. Sofern überall im Haus schnelles Internet verfügbar ist. Die Preise gelten immer für eine Flatrate. Einzelne Filme oder Folgen lassen sich nicht kaufen. Ein Probemonat ist kostenlos.

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Ist Netflix erfolgreich?

Oh ja. Weltweit hat der Konzern nach eigenen Angaben 50 Millionen Kunden in 40 Ländern und verdiente allein im zweiten Quartal 2014 rund 71 Millionen Dollar (52 Millionen Euro). Das ist allerdings keine Garantie dafür, dass es auch in Deutschland funktioniert.

Funktioniert das Geschäftsmodell auch bei uns?

In kaum einem anderen Land gibt es so viele frei empfangbare Vollprogramme wie hier. Zudem wartet mit Diensten wie „Maxdome“, „Amazon Instant Video“ oder „Sky Snap“ reichlich Konkurrenz. Hinzu kommt, dass Netflix zum Start nur wenige exklusive Angebote machen kann. Das wird sich allerdings schnell ändern. Denn kaum ein anderes Unternehmen analysiert das Sehverhalten seiner Kunden so akribisch wie Netflix. Aus den dabei gewonnen Erkenntnissen bastelt der Sender dann neue Serien nach den Vorlieben der Zuschauer.