Berlin. Filme und Videos schauen sich Nutzer immer häufiger direkt aus dem Internet an. Das könnte das gute alte Trägermedium DVD schon bald komplett überflüssig machen. Die Verbraucher griffen zunehmend auf Film-und Musikangebote per Streaming zurück, sagen Marktbeobachter.

Online-Dienste und die Verbreitung von Geräten mit Internet-Anschluss krempeln das Geschäft mit Unterhaltungselektronik und die Entertainment-Branche um. Nutzer spielen Musik und Videos immer häufiger per Streaming ab, statt die Dateien aus dem Netz herunterzuladen. "Streaming wird den gesamten Medienmarkt revolutionieren", sagte Klaus Böhm, Medienexperte bei der Beratungsfirma Deloitte, am Mittwoch zum Auftakt der Elektronikmesse IFA in Berlin. "Dabei spielt die persönliche Musik- oder DVD-Sammlung für viele Konsumenten eine immer geringere Rolle, der Besitz von Inhalten nimmt mehr und mehr ab."

Nach Schätzungen von Deloitte werden Medienanbieter ihre Umsätze mit Video-Inhalten auf Abruf bis 2020 fast vervierfachen. Die Musikindustrie werde bis dahin voraussichtlich jeden zweiten Euro über Streaming-Angebote erwirtschaften. Die Umsätze würden sich damit auf diesem Weg mehr als verzehnfachen, sagte Böhm. Hintergrund sei die immer größere Verbreitung internetfähiger Geräte, sei es der Fernseher, ein Tablet oder das Smartphone. "Den Download für den Musikkonsum sehen wir als ein auslaufendes Modell an."

Besitz von Medien immer weniger im Fokus

"Die Internetfähigkeit der Geräte ist mittlerweile ein entscheidendes Kaufkriterium in der Unterhaltungselektronik", sagte Timm Hoffmann vom IT-Branchenverband Bitkom. Noch in diesem Jahr würden voraussichtlich 47 Millionen Bildschirmgeräte mit Internet-Anbindung verkauft. Die Flachbildfernseher hätten daran allerdings nur noch einen Umsatzanteil von 4,6 Prozent. Die Zuschauer machten sich bei ihrem Medienkonsum immer unabhängiger vom linearen Fernsehen.

Der Besitz von Medien stehe bei den Verbrauchern immer weniger im Fokus, sagte Böhm. Zudem gebe es neue Möglichkeiten für die Anbieter, Geld zu verdienen. Traditionelle TV-Sender seien darauf angewiesen, einen Massenmarkt zu bedienen, um ihr Angebot ausreichend zu refinanzieren, sagte Böhm. Bei Leihmodellen oder Streaming-Angeboten als Video on Demand sei das nicht mehr der Fall. Über diesen Weg könnten auch Nischen-Zielgruppen angesprochen werden.

Wearables auf dem Vormarsch

Das Smartphone entwickelt sich nach Erkenntnissen des Bitkom dabei zum Universalgerät für die Nutzer. Umfragen zeigten, dass 78 Prozent der Gamer ihr Smartphone als Spieleplattform nutzen. 60 Prozent der Nutzer von E-Books lesen demnach elektronischen Bücher auf dem Computer-Telefon.

Auch sogenannte Wearables - am Körper tragbare Internet-Geräte wie Computeruhren - sehen die Marktbeobachter auf dem Vormarsch. Inzwischen können sich 38 Prozent der Nutzer vorstellen, sich eine solche Uhr zu kaufen.

Bitkom und Deloitte veröffentlichten ihre Prognosen vor Beginn der IFA in Berlin. Die Messe für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte ging am Mittwoch mit einem Pressetag an den Start. Vor allem die Vernetzung aller Geräte, von der Waschmaschine bis zur Audio-Anlage steht als großer Trend im Mittelpunkt der Schau. (dpa)