Essen. „Die Staatsaffäre“ ist weniger eine Polit-Komödie als ein Liebesfilm. Veronica Ferres spielt die Bundeskanzlerin, die sich in den französischen Staatspräsidenten verliebt, mit ihm nachts Eier brät und versucht, die bilaterale Beziehung für die Politik auszunutzen. Das Komische daran ist, dass der Zuschauer natürlich die reale und die fiktive Kanzlerin vergleicht. Wer wohl besser abschneidet?

Die Bundeskanzlerin hat eine Affäre mit dem französischen Präsidenten. Oh, là, là. Doch bevor nun das Kopfkino in Fahrt kommt – Frau Merkel und Monsieur Hollande küssend – Entwarnung: Diese Bundeskanzlerin ist ja nur eine fiktive Bundeskanzlerin. Gespielt von Veronica Ferres.

Man kriegt das in dem Film „Die Staatsaffäre“ (20.15 Uhr, Sat.1) anfangs nicht sauber getrennt. Natürlich vergleicht man unentwegt – hier das „Superweib“ (49) und da die Frau Bundeskanzlerin (60). Beide tragen zwar gerne Jacke mit Hose, aber das führt zu komplett anderen Ergebnissen.

Ja, man vergleicht – und ist sich nicht so sicher, wer eigentlich die bessere Figur abgibt – Tendenz anfangs stark zur realen Figur. Es gibt Momente, da fühlt es sich sogar so an, als hätte man nun auch einen dieser Eiswasserkübel über den Kopf gekriegt: Veronica Ferres spricht mit puppenhafter Stimme über „Handelsabkommen“ und „knifflige Wirtschaftsfragen“. Dabei ist sie so gestylt, als wäre sie die Managerin einer Werbefirma, die etwas verkauft, das keiner braucht. Irgendwann vergleicht man aber nicht mehr, weil es einfach zu absurd wäre: Zum Beispiel, wenn die Ferres in Unterwäsche durch die Szenerie stolziert.

Am Tag rast sie dann natürlich im schicken Hosenanzug und mit Hochschlagfrisur von Ausschuss zu Ausschuss. Ihr geht es mal eben um die Rettung der Welt durch saubere Energie, was dem französischen Präsidenten piepegal ist. Hurra! Konflikt! Nix wie ab zum Gipfeltreffen. Jetzt muss Politik gemacht werden. Und dann fallen Sätze, die einen umwerfen: „Ich bin Politikerin und kein Showgirl!“ Oder „Ich will eine Hose, die meinen Arsch kleiner macht!“ Das nennt man dann wohl gegen den Strich besetzt.

Kontakt zu Angela Merkel

Bei aller künstlerischen Freiheit hat die Ferres den Kontakt zur realen Person nicht gescheut: „Angela Merkel hat mit ihrem wunderbaren Humor reagiert, als ich ihr erzählte, dass ich die Bundeskanzlerin spiele und eine Affäre mit dem französischen Präsidenten habe. Sie meinte nur: Ich treffe Hollande gleich, dem werde ich das erzählen“, berichtet die Schauspielerin in einem Interview. Sie habe sich vieles in Gestik und Mimik abgeschaut, sagt sie. In der Tat bastelt die Ferres an der Kanzlerinnenraute, eher peinlich, versteht sich. Aber auch von Gerhard Schröder habe sie etwas übernommen. Gott sei Dank fällt das nicht auf.

Zwar ist dieser Film nicht wie angekündigt eine „Polit-Komödie“ (Regie: Dietmar Kölzer), sondern ein ganz normaler Liebesfilm. Mit durchaus schönen Momenten – nicht zuletzt, weil der französische Präsident (Philippe Caroit) auch dann noch hinreißend aussieht, wenn er mit runtergelassener Hose unterm Schreibtisch hockt.

Wer eine gute Geschichte braucht und tragfähige Charaktere, der wird das albern finden, wenn Frau Ferres mit dem Präsidenten nachts Eier brät. Wer sich aber mit Belanglosem gut unterhalten fühlt, der kann sich schon ein bisschen freuen auf diese bilaterale Beziehung.

Politiker und die Abstinenz

Frau Ferres wäre nicht Frau Ferres, wenn sie nicht auch in einer Komödie die Tragik sehen würde: „Wir verlangen von unseren Politikern eine Abstinenz wie von einem katholischen Pfarrer. Und das ist unfair“, sagte sie neulich. Ja, Politiker sind auch nur Menschen, gut, dass wir das jetzt wissen.