Stuttgart. Blond, 1,76 Meter groß, 26 Jahre alt - das ist die Bachelorette Anna bei RTL. Und drei Kandidaten sind für sie übrig geblieben: Tim, Tommy und Marvin. Am Mittwoch wird sie ihre letzte Rose verteilen. Die Einschaltquote der Kuppelshow liegt bis jetzt deutlich unter der des vorherigen Bachelors.

Gebrochene Herzen, freiwillige Abschiede und Kussattacken: Diesmal hat RTL den Spieß umgedreht und lässt eine Frau die Rosen verteilen. Es ist vielleicht ein Traum vieler Mädchen: einen Prinzen aus 20 Anwärtern auswählen.

Drei Kandidaten sind für "Die Bachelorette" Anna Hofbauer übrig geblieben: Tim, Tommy und Marvin. Am Mittwoch (20.15 Uhr) wird die Musical-Darstellerin ihren Traummann küren. Die Quoten dieser Staffel liegen deutlich unter den Werten des "Bachelors" im vergangenen Jahr. Woran könnte das liegen?

In beiden Fällen spielten partnerschaftliche Rituale, die die Gesellschaft prägen, eine Rolle, sagt Medienethik-Professor Christian Schicha. Zudem sei es eine "hochgradig inszenierte Situation".

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"Beide Formate, ob Bachelor oder Bachelorette, sind zwar wirklichkeitsfremd, allerdings erscheint das Format mit einer weiblichen Hauptperson nur noch unglaubwürdiger", sagt Schicha. "Wenn eine Frau Männer erobern soll, kann das nicht richtig funktionieren, da die Denkmuster zum Großteil in unserer Gesellschaft einfach anders verankert sind."

Bachelorette bisher ein Flop

Auch Joan Bleicher, Professorin am Institut für Medien und Kommunikation an der Universität Hamburg, hat bei dem verdrehten Rollenmodell Zweifel am Erfolg. "Das mediale Interesse an Männern, die einen Helden verkörpern, scheint oft größer zu sein als an Frauen in derselben Funktion", sagt sie. Die Gesellschaftsstruktur, den Mann als Verdiener zu verkörpern, sei im Publikum weit verbreitet. Deshalb entspreche das geänderte Format wohl nicht den Erwartungen.

Bei den für RTL wichtigen 14- bis 59-jährigen Zuschauern erzielten die bisherigen Folgen nach Angaben des Senders einen Marktanteil von im Schnitt 11,2 Prozent (1,61 Millionen). Die "Bachelor"-Staffel um Christian Tews kam hingegen auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 16,1 Prozent (2,96 Millionen). Die Fanbase der Bachelorette, so RTL, sei konstant geblieben. Die Kölner seien grundsätzlich zufrieden, hätten sich aber "natürlich auch über etwas mehr Zuschauer gefreut".

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Die Macher bedienen sich nach den Worten von Wissenschaftlerin Bleicher der Emotion und des Affektfernsehens, um eine angebliche Beziehung medial darzustellen. "Emotionen und Konflikte steigern die Zahlen. Da sichern vermutlich nur noch Tränen die Quote."

Kein Erfolg ohne Zicken-Faktor

Ein weiterer Unterschied: Beim "Bachelor" begeisterten nach Einschätzung Schichas vor allem die Konflikte unter den Kandidatinnen das Publikum. Der Zicken-Faktor falle bei der "Bachelorette" jedoch geringer aus, was gerade an den vielen männlichen Teilnehmern liege.

Bleicher sagt außerdem: "Das Format leidet an Ermüdungserscheinungen, da sich das Grundprinzip immer wiederholt." Vier Junggesellen hat RTL schon mit der Sendung verkuppeln wollen, zehn Jahre vor Anna Hofbauer war Monica Ivancan die erste "Bachelorette" in Deutschland.

In dieser Staffel fehle vor allem eine aufsehenerregende Besetzung, von der der Erfolg der Sendung abhänge, so Bleicher. "Bei den letzten "Bachelor"-Kandidaten hatte man auch oft eine ins Auge stechende Figur wie Georgina. Sie hat das Publikum auf Trab gehalten."

Bachelorette Anna Hofbauer wirkt aus Sicht Schichas "zu gekünstelt". "Da lässt das Interesse rasch nach", sagt der Experte. "Man hat auch den Eindruck, dass sich die Kandidatin nicht richtig wohlfühlt."

Für die Hauptakteurin geht das Leben jedoch auch ohne RTL: Am Staatstheater Oldenburg wird Hofbauer die Titelrolle im Musical "Evita" spielen. Die Entscheidung für die 26-Jährige sei weit vor ihrem Auftritt in der Kuppelshow gefallen, sagte Generalintendant Christian Firmbach der "Nordwest-Zeitung" (Dienstag). Die Premiere ist für den 15. November vorgesehen. (dpa)