Der Arzt und Medienwissenschaftler Kai Witzel aus dem hessischen Hünfeld hat sich intensiv mit dem Thema Arztserien befasst. Der "Bergdoktor" sei in erster Linie eine Familienserie mit medizinischem Hintergrund, sagte Witzel der Nachrichtenagentur dpa. "Das Arbeitsumfeld eines Arztes ist natürlich ein anderes."
"Bergdoktor" Martin Gruber habe vielleicht drei bis vier Patienten am Tag, das wären etwa 100 Euro Umsatz. Zu wenig, um eine Praxis zu finanzieren, sagte Witzel. Und natürlich dürfe ein Hausarzt nicht zwischendrin im Krankenhaus mitoperieren. Im Fernsehen geht das natürlich schon: "Die Leute vor dem Fernseher wollen eben sehen, dass Ärzte großartig und überhöht sind." Die Serie lebe auch vom Urlaubsambiente. "Für mich wirkt es so, als hätte der "Bergdoktor" selbst Urlaub und behandele nur nebenbei ein paar Patienten."
Völlig aus der Luft gegriffen seien die gezeigten Fälle nicht. "Es gibt die Krankheiten, und man kann auch überlegen, sie so zu behandeln." Jedoch würden die Behandlungsschritte oft verkürzt dargestellt, sagte der Experte. Die von der Neuen Deutschen Filmgesellschaft (ndf) produzierte Serie sei insgesamt wesentlich besser recherchiert als manch andere deutsche Produktion. Als "exzellent recherchiert" bezeichnet Witzel die US-Serie "Dr. House".
Jedoch dürfe man nicht vergessen, dass die Zuschauer die beim "Bergdoktor" erzählten Geschichten für bare Münze nähmen. Was dort am Donnerstagabend gezeigt wird, bekämen die Ärzte am Freitag eins zu eins auf den Tisch, meint Witzel. "Nach dem Motto: "Beim Bergdoktor hab ich gestern gesehen, dass..."." (dpa)