Verona. Zwischen Flamenco-Kitsch und blutrünstigem Liebesdrama: Bizets “Carmen“ gehört zu den Dauererfolgen - dabei war die Oper bei der Uraufführung ein Flop. Arte sendet am Mittwoch die Opern-Air-Version aus Verona. Die Hauptrolle der Carmen singt die Mezzosopranistin Ekaterina Semenchuk.
Etwas Oper zwischen all dem Fußball: Mit einer Übertragung aus der Arena di Verona setzt Arte an diesem Mittwoch (25. Juni) einen etwas anderen Akzent im Fernsehprogramm. Um 20.15 Uhr zeigt der Kulturkanal George Bizets "Carmen", einen Kassenschlager des Musiktheaters.
Die Übertragung aus dem römischen Amphitheater in Norditalien verspricht etwas Sommernachtstimmung und einige Klassik-Evergreens zur Hauptsendezeit. Das ZDF zeigt am 6. Juli um 22.00 Uhr eine Zusammenfassung der Höhepunkte.
Uraufführung war ein Flop
Ob die Habanera, die Seguidilla oder das Torero-Lied - die Arien von George Bizet (1838-1875) stehen unter Ohrwurm-Verdacht. Dabei war die Uraufführung 1875 in Paris eher ein Flop. Zu unabhängig erschien dem Publikum damals die charakterstarke Carmen als frühemanzipierte Arbeiterin einer Zigarettenfabrik, zu fremd die Zigeuner-Welt, die die Librettisten Henri Meilhac and Ludovic Halévy nach einer Novelle des Schriftstellers Prosper Mérimée geschaffen hatten.
Doch dann setzte sich das Werk durch und gehört heute zu den sicheren Posten jeder Opernbühne. Es gibt Carmen-Filme, ein Carmen-Ballett, ein Carmen-Theaterstück und sogar eine Carmen-Parodie von Charlie Chaplin. Von Maria Callas bis Elina Garanca - die Titelpartie ist von jeder Diva begehrt.
Ekaterina Semenchuk singt und spielt die Carmen
Jetzt bekommt Ekaterina Semenchuk ihre Chance, den heiklen Spagat zwischen Flamenco-Kitsch und blutrünstigem Liebesdrama zu meistern. Die russische Mezzosopranistin hat bereits auf den großen Bühnen gesungen - von der New Yorker "Met" bis nach Wien. In Berlin glänzte sie an der Staatsoper unter anderem in Verdis "Macht des Schicksals" unter Leitung von Daniel Barenboim.
Zur Seite stehen ihr der aus Uruguay stammende Tenor Carlo Ventre als Don José und der spanische Bariton Carlos Alvarez als Escamillo. Der Sergeant und der Torero - sie sind beide in Carmen verliebt und buhlen um sie. Doch Carmen lässt sie an der langen Leine schmachten - bis zum bitteren Ende. Das Orchester leitet Henrik Nánasi, der Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin ist.
Franco Zeffirelli hat für diese schon ein paar Jahre alte Produktion eine für Verona gemäße Szenerie geschaffen, schließlich muss die riesige Bühne gefüllt werden. Der Regiestar liebt üppige Ausstattungen und grandiose Kulissen - Oper als Cinemascope-Erlebnis. (dpa)