Essen. Drei Buchstaben und ein Thema: Der US-Sender HBO feiert Erfolge in Serie. Es fing an mit den „Sopranos“. „Sex And The City“ wurde Kult – ebenso wie „Game of Thrones“. Dahinter steht etwas, was im krassen Gegensatz zu deutschen TV-Gewohnheiten steht.
Erst rauscht es auf dem Bildschirm, dann tauchen die drei Buchstaben HBO auf. Das ist die Abkürzung für den US-Sender „Home Box Office“. Für viele Kritiker hat er das „Goldene Zeitalter des Fernsehens“ begründet, für viele deutsche Schauspieler ist er ein Traum – und wird wohl auch noch lange einer bleiben. Denn deutsche Programmchefs sind von dem Sender, der für Serien wie „Sopranos“, „Sex And The City“ oder „Games Of Thrones“ verantwortlich ist, mäßig begeistert. In Deutschland, sagen sie, könne man mit dieser Art Serien keinen Erfolg haben.
Die Stars von Game of Thrones
Man muss sich das mal vorstellen. Wenn in einer deutschen Serie einer der Hauptdarsteller schon in der ersten Staffel sterben würde. Oder der Hauptdarsteller ein Mafioso ist und sich seine Geschichte über Jahre entwickelt. Und die Zuschauer nicht mehr mitkommen, wenn sie nur ein oder zwei Folgen verpasst haben. Bei HBO nicken sie, wenn das jemand vorschlägt. Bei deutschen Sendern schütteln sie dann den Kopf: „Habt ihr nicht was mit ‘nem witzigen Arzt?“
HBO will überraschen
Zugegeben, ein wenig hinkt der Vergleich. Denn HBO finanziert sich anders als deutsche Sender. Rund 114 Millionen Abonnenten hat der Sender weltweit, allein im Stammland USA sind es mehr als 30 Millionen, die jeden Monat umgerechnet 18 Euro für HBO zahlen. Hinzu kommt, dass amerikanische Kabelnetzbetreiber – ganz anders als in Europa – HBO für die Einspeisung seines Programms bezahlen. Das alles macht den Sender weitaus unabhängiger von der konkreten Einschaltquote. Deshalb kann HBO-Chef Plepler auch entspannt sagen: „Wir versuchen nicht zu erahnen, was das Publikum sehen will.“
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HBO will anders sein, will überraschen. Wer für den Sender produziert, darf was ausprobieren, darf was wagen. Und er darf Geld ausgeben. So hat die erste Staffel der Erfolgsserie „Game of Thrones“ angeblich 60 Millionen Dollar gekostet. Viel Geld, gewiss, aber bei einem HBO-Jahresgewinn von bis zu 1,5 Milliarden Dollar letztendlich nicht viel mehr als ein Griff in die Portokasse.
Hohes Budget und künstlerische Freiheit haben mittlerweile viele der kreativsten Köpfe der Branche gelockt. Und auch Hollywoods erste Garde von Schauspielern ist sich längst nicht mehr zu fein, die Hauptrolle in einer Fernseh-Serie zu übernehmen. Jüngstes Beispiel ist Matthew David McConaughey. „True Detective“ heißt die HBO-Serie, in der der frisch gekürte Oscar-Preisträger als heruntergekommener Mordermittler zu sehen ist. In Deutschland läuft die Reihe ab 17. April bei Sky Atlantic im Pay-TV Ein frei empfangbarer Sender hat bisher kein Interesse bekundet – wie fast immer bei Produktionen von Home Box Office.
DVDs und illegale Downloads
Deutsche Zuschauer würden abgeschreckt von der sich über viele Folgen hinziehenden Erzählweise, behauptet der Programm-Chef eines deutschen Privatsenders, der ungenannt bleiben möchte. „Damit kann ich keine Quote machen.“ Genau das müsste ZDF-Intendant Thomas Bellutt als Chef eines öffentlich-rechtlichen Programms eigentlich egal sein. Trotzdem gibt es auch im Zweiten kaum HBO-Ware zu sehen. Er habe, bedauert Bellut gern, zu wenig freie Sendeplätze.
Dabei ist das Interesse größer als oft behauptet. Die DVDs verkaufen sich hervorragend, und allein die letzte Folge der dritten Staffel wurde 2013 knapp sechs Millionen Mal illegal heruntergeladen. Was bei deutschen Sendern wahrscheinlich sofort wieder zum Ruf nach schärferen Gesetzen geführt hätte, ist für HBO-Programmchef Michael Lombardo auch „eine Art von Kompliment“ und eine Bestätigung der großen Popularität seiner Serien. Auch hier ist HBO eben anders.