Essen. . In der neunten Staffel von „Germany's next Topmodel“ verstärkt Modeschöpfer Wolfgang Joop die Jury. Und dabei bestätigt er auch manches Klischee der Modebranche. Der berühmte Designer wirkt in der Model-Show von Heidi Klum ähnlich verloren wie einst Thomas Gottschalk im „Supertalent“.

Es klang nach einer kleinen Sensation: Wolfgang Joop in der Jury! Sollte das der Ritterschlag für „Germany's next Topmodel“ sein? Die offizielle Billigung eines Modeschöpfers von Rang? Nun ja. Joops Auftritt bei der Staffelpremiere demonstrierte vor allem, wie sich die Zeiten ändern. Neben der allzeit frischen Heidi Klum wirkte der Designer wie seine eigene Tussaud-Figur – das Gesicht zur Maske gefroren, der Blick über den Rand der Sonnenbrille starr. Ab und zu wechselt der 69-Jährige ins Englische, selbst dann, wenn nur Deutsche im Raum sind. Auch kein gutes Zeichen.

Es gibt Momente in dieser ersten Folge, da tut einem der Modeschöpfer leid. Da muss man an Thomas Gottschalk denken und seine „Supertalent“-Katastrophe. Ein Glück für Joop, dass „Germany's Next Topmodel“ weniger trashig ist. Man mag von Heidi Klums Model-Zirkus halten, was man will, eines ist er nicht: billig gemacht. Selbst die vermeintlich spontanen Handkamera-Aufnahmen sind in Wirklichkeit hochprofessionell gedreht und durch zehn Farbfilter gezogen. Schon zu Staffelbeginn geht es ins Luxus-Resort nach Singapur, wo mit Christian Anwander ein Fotograf zum Zuge kommt, der schon Weltstars wie Daft Punk abgelichtet hat. Zweite Liga sieht anders aus.

Rassismus-Vorwurf ist schnell vom Tisch

Dramaturgisch passiert dafür recht wenig, zumindest in der Staffelpremiere. Da gehört das verwaschene Tattoo von Kandidatin Nancy schon zu den größeren Aufregern. Nachwuchs-Model Franziska wiederum tritt in einen Fettnapf, als sie über die Erfolgschancen der schwarzen Konkurrentinnen Aminata, Karlin und Sainabou sinniert. Tenor: Im letzten Jahr hat ja schon ein dunkelhäutiges Model gewonnen. Nach einer Entschuldigung ist der Rassismus-Vorwurf vom Tisch. Von Mini-Eklats wie diesem abgesehen, verstehen sich Mädchen gut, manche stammen sogar aus derselben Schulklasse.

Auch die Juroren sind bemüht, den Ruf ihrer Sendung zu verbessern. Modelmama Klum schickt gleich zwei Mädchen nach Hause, die ihr zu dünn sind. Um die Botschaft nochmal zu unterstreichen, bestellt Klum sich nach dem ersten Casting einen Döner. „Ab und zu muss man sich mal was gönnen.“ Auch Co-Juror und GNTM-Veteran Thomas Hayo schlägt milde Töne an. Er lässt sich nicht mal vom bizzaren Bauchtanz einer usbekischen Modelanwärterin aus der Ruhe bringen.

Virus-Infekt zwingt Heidi Klum in die Klinik

Für das größte Drama sorgt ausgerechnet Heidi Klum selbst. Sie hat sich in Singapur einen Virus eingefangen. „Ich habe voll die Gänsehaut“, sagt sie zu Hayo, in der Limousine sitzend, „irgendwas habe ich gegessen, was mir nicht bekommen ist.“ Und so müssen die Model-Fotos früh morgens im Hotelzimmer verteilt werden statt auf dem Laufsteg. Nach dem Dreh wird Klum ins Krankenhaus gebracht. Die Szene in der Notaufnahme zeigt ProSieben nur noch kurz, als offiziellen „Teaser“ zur nächsten Folge ...