Essen. Ihr Leben war ein einziges Spiel, ein großes Drama, inszeniert für die Leinwand - als Kaiserin Sissi wurde sie in Deutschland geliebt, als Femme Fatale ein Weltstar: eine Erinnerung an den Mythos Romy Schneider.


"Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand."

Ihr Leben war das Leben im Film: Romy Schneider, die vor allem eines wollte – nie mehr Sissi sein. (c) AFP
Ihr Leben war das Leben im Film: Romy Schneider, die vor allem eines wollte – nie mehr Sissi sein. (c) AFP © AFP | AFP





Sie war 60, als sie im Mai 1982 starb. 60 Filme alt. So hatte Romy Schneider ihr Alter selbst einmal berechnet: Ihr Leben für die Leinwand war ein einziges Spiel, eine Inszenierung, nicht zuletzt ein großes Drama. Ihre Geschichte bietet mehr Stoff, als in 43 Lebensjahre passt. Genug Stoff für Legendenbildung.

Mit ihrer Naivität, ihrem altmodischen Charme, der mädchenhaften Unschuld trifft die erst 15-jährige Rosemarie Magdalena Albach in den 50er Jahren die Deutschen mitten ins Gemüt: Sie spielt nicht nur die „Sissi", sie wird damit zur Kaiserin der Herzen. Ein Riesenerfolg, den Romy bald nur noch als Fluch empfindet. Nicht einmal eine Million Mark in bar können sie schließlich dazu bringen, noch einen vierten Sissi-Film zu drehen. Sie will weg von ihrem Prinzessinnen-Image, flieht 1958 nach Frankreich.

Für Deutschland bleibt sie Sissi




Es wird ihr Exil. Denn obwohl ihr hier endlich der Wandel zur ernsthaften Schauspielerin gelingt, die „neue Romy" international gefeiert wird: Für Deutschland bleibt sie doch die Sissi. An diesem Maßstab wird sie gemessen, so sehr sie sich dagegen sträubt, so sehr sie rebelliert, so sehr sie provoziert, statt der Unschuld die Femme Fatale gibt, im Kino wie in Talkshows. Der Weltstar Romy Schneider, der mit Visconti dreht, der Angebote aus Hollywood bekommt und Filmpreise en masse, er wird in Deutschland nur am Rande wahrgenommen.

Umso mehr wird ihr Privatleben verfolgt, in das sich Romy mit einer Geschwindigkeit stürzt, als wisse sie, wie wenig Zeit ihr bleibt. Sie verlobt sich mit Alain Delon, als der sich von ihr trennt, schneidet sich die Pulsadern auf. Zwei Jahre später heiratet sie den Regisseur Harry Meyen, im Dezember 1966 wird ihr Sohn David Christopher geboren. „Jetzt fängt mein Leben überhaupt erst an", sagt sie. Doch nur zwei Jahre später dreht sie wieder mit Delon. Ihre Ehe scheitert, nur einen Tag nach der Scheidung heiratet sie ihren elf Jahre jüngeren Sekretär Daniel Biasini. Mit ihm wird sie 1977 noch einmal Mutter, Tochter Sarah wird geboren. Doch glücklich wird sie mit ihm nicht. Romy schwärmt von der „wirklich perfekten Familie", dabei ist öffentlich längst von Affären, Drogen, Alkohol die Rede. Kapriziös wie eine Diva soll sie sein, launisch wie ein Kind.

"Es ist mir lieber, dass sie so gegangen ist. Es ist gut so"

Romy Schneider (hier mit Michel Piccoli), starb an gebrochenem Herzen. (c) AFP
Romy Schneider (hier mit Michel Piccoli), starb an gebrochenem Herzen. (c) AFP © AFP | AFP





Das Ende von Romy Schneider, es ist ein langes Leiden: 1981 wird ihre zweite Ehe geschieden, sie wird schwer krank, im Mai muss ihr eine Niere entfernt werden, nur zwei Monate später verunglückt ihr Sohn tödlich, als er über einen Zaun klettern will und in die Spitzen stürzt. Im Mai 1982 wird Romy tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden. „Herzversagen" steht auf dem Totenschein. „Sie starb an gebrochenem Herzen", sagt Alain Delon.

Er nennt Romy die „Liebe seines Lebens". Dennoch – ihren Tod bedauert er nicht: „Man wird mich vielleicht nicht verstehen, aber ich habe ihre Erlösung ersehnt", sagte er jetzt der „Bunten". Eine gute Zukunft für Romy kann er sich nicht vorstellen, darum: „Ich hätte sie nicht älter an meiner Seite sehen wollen. Es ist mir lieber, dass sie so gegangen ist. Es ist gut so. Sie hat uns als Schönheit verlassen. Sie ist ein Mythos, eine Legende. Und sie wird es bleiben."